Nicht weghören, sondern zuhören!

Daniel Baumann und Stephan Hebel über ihr sprachkritisches Buch »Gute-Macht-Geschichten«

In ihrem Buch »Gute-Macht-Geschichten« untersuchen Daniel Baumann (li.) und Stephan Hebel (re.) die Floskeln der Macht und warum diese auch von Journalisten ungeprüft verbreitet werden. Die beiden Autoren wissen, worüber sie schreiben. Daniel Baumann ist Ressortleiter Wirtschaft der »Frankfurter Rundschau« (»FR«). Stephan Hebel ist seit zwei Jahrzehnten Leitartikler, Kommentator und politischer Autor für die »FR« und andere Medien sowie Mitglied der Kommission, die jährlich das »Unwort des Jahres kürt«. Mit den beiden Journalisten sprach Thomas Gesterkamp.

In Ihrem Buch übersetzen Sie u.a. häufig auftauchende politische Phrasen in leicht verständlichen Klartext. Um welche Begriffe geht es?

Hebel: Zum Beispiel um die »Eigeninitiative«, die hervorgeholt wird, wenn es um den Abbau von Sozialleistungen geht. Oder um einen Begriff wie »sozial Schwache«, der Armut indirekt zur persönlichen »Schwäche« der Armen erklärt. Wir dachten: Wenn »Wettbewerbsfähigkeit« nichts anderes heißt als Kostensenkung und mit »Bürokratieabbau« fast immer der Abbau von Schutzrechten gemeint ist, dann kann das nicht einfach so stehenbleiben. Baumann: Unser Buch ist nach Art eines Lexikons aufgebaut, und es enthält fast durchweg Begriffe, die von Lobbygruppen und ihnen gewogenen Politikern in die Öffentlichkeit lanciert und leider auch von Medien oft allzu bereitwillig aufgenommen werden.

Der Soziologe Niklas Luhmann nannte die manipulative Sprache einst »Lingua Blablativa« - als sei der Wörternebel leicht ...


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