Vier Tote bei Anschlag in Israel

Angreifer aus dem Westjordanland eröffnen Feuer auf Bar-Besucher / Regierung kündigt »offensive und defensive« Schritte an / Hamas feiert tödliche Attacke und kündigt weitere Anschläge an

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Bei einem Anschlag in der israelischen Metropole Tel Aviv sind am Mittwochabend vier Menschen getötet und fünf weitere verletzt worden. Zwei Palästinenser eröffneten das Feuer in dem gut besuchten Ausgehbezirk Sarona mit Restaurants und Bars in unmittelbarer Nähe zum Verteidigungsministerium. Nach Polizeiangaben handelte es sich bei den Angreifern um Cousins aus der Nähe von Hebron im von Israel besetzten Westjordanland. Polizeichef Tschico Edri sagte, zwei Terroristen hätten das Feuer eröffnet. Vom gegenüberliegenden Hauptquartier der Armee schossen sie der Polizei zufolge auf Bar- und Restaurantbesucher. Insgesamt neun Menschen seien getroffen worden. Nähere Angaben zur Herkunft der Opfer lagen zunächst nicht vor. Einer der Angreifer wurde festgenommen, der andere mit schweren Schussverletzungen in ein Krankenhaus gebracht. Sein Zustand sei ernst, erklärte Polizeisprecherin Luba Samri. Ein in den sozialen Netzwerken kursierendes Video zeigte einen Offizier in Uniform, der das Feuer auf ein nicht sichtbares Ziel eröffnete.

Das US-Außenministerium verurteilte den »schrecklichen Terroranschlag«. »Diese feigen Anschläge gegen unschuldige Zivilisten können niemals gerechtfertigt werden«, erklärte Ministeriumssprecher Mark Toner in Washington. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte »eine Serie von den offensiven und defensiven Schritten« gegen Terroristen an. Er erklärte nach einer Mitteilung: »Dies ist eine Herausforderung und wir werden ihr gerecht werden«, wie die Zeitung »Times of Israel« weiter berichtete. Noch in der Nacht umstellten die israelischen Streitkräfte den Heimatort der Attentäter im Süden des Westjordanlandes. Ein Führer der im Gazastreifen herrschenden Hamas lobte den tödlichen Anschlag. »Ruhm und Glückwünsche den Einwohnern Hebrons«, schrieb Ismail Hanija bei Twitter. Nach dem Satz fügte er ein Siegeszeichen ein. Die im Gazastreifen herrschende Hamas kündigte unterdessen weitere Anschläge im muslimischen Fastenmonat Ramadan an.

Israel und die Palästinensergebiete werden seit Oktober von einer Gewaltwelle erschüttert, bei der bislang mindestens 207 Palästinenser, 28 Israelis und vier Ausländer getötet wurden. Bei der Mehrzahl der getöteten Palästinenser handelte es sich um erwiesene oder mutmaßliche Attentäter, die zumeist Messer, seltener auch Schusswaffen oder Autos für ihre Angriffe nutzten. Andere starben bei Protestaktionen gegen die israelische Besatzung des Westjordanlands und Ostjerusalems. Schießereien wie am Mittwochabend sind eher selten. Am Neujahrstag hatte ein arabischer Israeli das Feuer auf eine Bar und ein Café in Tel Aviv eröffnet und zwei Menschen getötet. Auf der Flucht erschoss er einen Taxifahrer. Eine Woche später wurde er bei einem Schusswechsel mit Sicherheitskräften erschossen. Agenturen/nd

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