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Benoite Groult

31. 1. 1920 - 20. 6. 2016

Bei ihrem Namen denkt jeder sofort an ein Buch: »Salz auf unserer Haut«. Ein Liebesroman: Die Ich-Erzählerin, dem Pariser Bildungsbürgertum entstammend, entdeckt mit 18 die erotische Anziehungskraft eines bretonischen Fischers und gibt sich ihr im Laufe der Jahre immer wieder hin. Zweimal heiratet sie, aber nicht den Geliebten. Die Standesunterschiede sind zu groß. Also muss sie immer wieder dorthin fliehen, wo dies alles keine Rolle spielt. Sex vor paradiesischer Naturkulisse mit einem attraktiven und moralisch integren Mann - das sprach die Sehnsüchte vieler Leserinnen an.

In Deutschland wurde der Roman 3,2 Millionen Mal verkauft und erfolgreich verfilmt. Unglaublich fast die Aufregung 1988 bei seinem Erscheinen in Frankreich. Ein »Frauen-Porno«? Dass eine Frau sich die Freiheit nahm, ihrem Begehren zu folgen, das gab es doch schon 1928 in »Lady Chatterley’s Lover« von D. H. Lawrence.

Die Autorin selbst hatte eine »feministische Befreiungstat« im Sinn, wie sie in ihrer Autobiografie »Leben heißt frei sein« schrieb. Allseits gerühmt wird ihr Engagement als Feministin gegen die Männermacht. Aber weltweite Wirkung erzielte vor allem dieser Roman, den sie mit 65 schrieb und der, wie man später erfuhr, auch autobiografische Hintergründe hat. ig

Dieter Holzer

14. 11. 1941 - 16. 6. 2016

»Stets dienstbereit zu Ihrem Wohl ist immer der Minol-Pirol.« Die Fernsehwerbung für die Minol-Tankstellen der DDR, die zu Zeiten der Wende wie alle Fernsehwerbung längst eingestellt war, könnte damals Dieter Holzer zu seinem Leitmotiv gemacht haben. Der Geschäftsmann aus dem Saarland war für den französischen Staatskonzern Elf Aquitaine unterwegs, um bei der Privatisierung des DDR-Tankstellennetzes sowie der Leuna-Raffinerie nichts anbrennen zu lassen. Nach heutiger Währung 39 Millionen Euro soll Holzer für seine Dienste erhalten haben.

Immerhin - Elf machte das Geschäft, der heutige Total-Konzern übernahm Tankstellen und Raffinerie für einen lächerlichen Preis und sahnte noch Treuhand- und EU-Fördermittel ab. Holzer saß später ein paar Monate Haft wegen Bestechung ab, hinzu kam eine Geldstrafe. Später folgten zwei Verurteilungen, weil Holzer dem Ex-Verteidigungsstaatsekretär und Waffenhändler Holger Pfahls bei der Flucht geholfen hatte. Auch wegen dubioser Geschäfte mit dem Sohn von Franz Josef Strauß stand Holzer vor Gericht. uka

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