Sioux wollen keine Pipeline durch ihr Land

Indigene bekommen Unterstützung aus Hollywood

  • John Dyer, Boston
  • Lesedauer: 3 Min.

»Jahr für Jahr hört man von Öllecks. Ich will kein Öl in dem Wasser, das meine Kinder trinken«, sagt Crystal Defatte. Sie ist eine von 30 Indigenen, die beim Protest gegen eine Ölleitung in Boone County in Iowa festgenommen worden sind. Hundert Menschen haben dort gegen die Ölleitung protestiert und sich an Baumaschinen gekettet. Andere wurden bei ähnlichen Protesten in St.Anthony in North Dakota verhaftet. Sie alle wollen das Land ihrer Vorväter sauber halten.

Die Rohre des Anstoßes gehören zur Dakota Access Pipeline, einer 1770 Kilometer langen Strecke mit einer Röhre, die nach der für 2017 geplanten Fertigstellung 575 000 Barrel Rohöl pro Tag aus dem Bakken-Schieferölfeld in die Raffinerien in Illinois transportieren soll. Das 3,8 Milliarden Dollar (3,4 Milliarden Euro) teure Projekt wird von Energy Transfer Partners, Sunoco Logistics und Phillips 66 gebaut.

Die Leitung wird fast das gesamte Reservat des Standing Rock Stammes der Sioux durchqueren. Dessen Mitglieder fordern ein Mitspracherecht bei der Genehmigung des Baus. Stammessprecher Dave Archambault stützt sich dabei auf Verträge mit der Regierung in Washington aus vergangenen Jahrhunderten und verlangt zumindest eine Entschädigung.

Der Streit um die neue Ölleitung erinnert an die Auseinandersetzung um das sieben Milliarden Dollar teure Keystone-XL-Projekt. Da diese Leitung die Grenze von Kanada und den USA überqueren sollte, konnte Präsident Barack Obama das Vorhaben ablehnen. Aber die Dakota Access Pipeline verläuft vollständig in den USA. Und die US-Rechtspraxis räumt den Bauherren bei solchen Vorhaben sehr viele Rechte ein.

Am 9. September muss ein Bundesrichter in der Hauptstadt Washington über den Antrag der Sioux entscheiden, die einen einstweiligen Baustopp fordern. Inzwischen kommen tausende »native americans«, wie die indigene Bevölkerung in den Vereinigten Staaten genannt wird, nach Boone County und Umgebung, um Protestveranstaltungen zu halten. Auch Prominente haben sich bereits auf die Seite der Indigenen gestellt. So schrieb Hollywood-Star Leonardo DiCaprio auf Twitter, er sei »inspiriert von den Bemühungen der Standing Rock Sioux, die Dakota Access Pipeline aufzuhalten«.

Auch das Forum für Eingeborenenfragen der Vereinten Nationen gab in dieser Woche eine Erklärung ab. Die US-Regierung müsse einen »fairen, unabhängigen, unparteiischen, offenen und transparenten Prozess sicherstellen, um diese ernste Angelegenheit zu lösen und die Eskalation in Gewalt und weiteren Missbrauch von Menschenrechten zu verhindern«, heißt es darin.

Die am Bau beteiligten Firmen gaben keinen Kommentar ab. Aber Chad Charter von der Gewerkschaft der an der Leitung arbeitenden Bauarbeiter in Iowa sagte, die Protestler gefährdeten Arbeitsplätze. Heute seien Jobs in der Region nicht mehr so einfach zu bekommen wie während des Ölbooms. »Unsere Arbeiter sind hier, um einen Job zu erledigen. Und das werden sie solange machen, bis man uns sagt, wir sollen aufhören«, sagte Charter.

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