Zu links? Uni stoppt Berufung

  • Tom Strohschneider
  • Lesedauer: 2 Min.
Das Präsidium der Freien Universität Berlin blockiert die Berufung eines ausgewiesenen Nordamerika-Experten auf eine Juniorprofessorenstelle - offiziell, weil Albert Scharenberg mit 42 Jahren dafür bereits zu alt ist. Der Vorgang hat aber offenbar auch noch eine politische Dimension. Am John-F.-Kennedy-Institut wird kolportiert, die Ablehnung des Historikers und Politologen habe vielmehr mit dessen Tätigkeit im Kuratorium der Linkspartei-nahen Rosa-Luxemburg-Stiftung zu tun. Scharenberg (Foto: Westfälisches Dampfboot) muss nun nach eigenen Worten das Ende seiner wissenschaftlichen Karriere fürchten. An seinem Institut, das als eine der renommiertesten Studieneinrichtungen über Nordamerika in Deutschland gilt, wird die Entscheidung von Uni-Präsident Dieter Lenzen, der die Personalie persönlich gestoppt haben soll, kritisiert: »Substanzloses Willkürurteil«, »kein guter Stil«, »absurd« - so zitiert der »Spiegel« Mitarbeiter des Instituts. Scharenberg ist als exzellenter Wissenschaftler anerkannt und war von der Berufungskommission favorisiert worden. Zudem ist er Redakteur der namhaften »Blätter für deutsche und internationale Politik« und Autor mehrerer Bücher. Im Kuratorium der Luxemburg-Stiftung sitzt Scharenberg unter anderem neben der Bundestagsabgeordneten Gesine Lötzsch, der Publizistin Sabine Kebir und Irene Runge vom Jüdischen Kulturverein Berlin. Die Stiftung reagierte gestern »mit äußerstem Befremden und Unverständnis« auf die Berichte über die Nicht-Berufung Scharenbergs und forderte die Rückkehr zu einem »sachgerechten Verfahren«. Unlängst war die Stiftung schon einmal wegen politischer Missliebigkeit in die Schlagzeilen geraten, als ihre Teilnahme an einem Graduiertenprogramm der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur auf Kritik stieß.
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