Das Ende der Bescheidenheit

Polen erlebt größte Protestwelle seit Jahren für mehr Gehälter

  • Cezary Kowanda, Warschau
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Polnische Gewerkschaften versuchen, sich nach Jahren der Bescheidenheit stärker zu profilieren und die Forderungen der Arbeitnehmer nach besseren Löhnen zu unterstützen. Aber wegen unterschiedlicher politischer Ausrichtungen ist von der Kooperation nur wenig zu spüren. Stattdessen kämpft jeder allein – mit unterschiedlichen Ergebnissen.

Letzte Woche ging ein langer Streik in der Budryk-Mine in Schlesien zu Ende. 46 Tage lang kämpften die Bergleute dort um eine Gehaltserhöhung – zum Teil mit drastischen Mitteln. Unter der Erde waren sie in den Hungerstreik getreten. Ihre Frauen fuhren sogar nach Warschau, um dort die Forderungen der Kumpel zu vertreten. Wirtschaftsminister Waldemar Pawlak ließ jedoch sie abblitzen und wollte nicht an den Tarifverhandlungen teilnehmen.

Heißer Frühling

Letztlich haben sich die Bergbauarbeiter mit dem Vorstand auf eine Gehaltserhöhung von 10 Prozent geeinigt. Aber in vielen Branchen wurde noch kein Kompromiss erzielt und Polen droht ein sehr heißer Frühling. Die Zahl der mit ihren Löhnen Unzufriedenen ist in den letzen Jahren aus vielen Gründen gestiegen. Seit 2004 ist Polen zwar ein Mitglied der Europäischen Union, aber die Kaufkraft ist von westlichen Verhältnissen noch weit entfernt. Der Durchschnittslohn liegt bei 800 Euro, zwei...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.