Die Glücksritter aus dem Fichtelgebirge

Gold kommt in Deutschland an vielen Stellen vor, doch für die meisten Goldsucher ist das Schürfen nach dem Edelmetall nur ein Hobby

  • Walter Schmidt
  • Lesedauer: 4 Min.

Hobby, Freizeitspaß oder Zuverdienst? Es gibt auch Goldsucher in Deutschland, die in ihrer Freizeit in Gummistiefeln und mit Waschpfannen und Sieben losziehen, um am Rhein, an der Mosel und an vielen anderen, oft kleinen Zuflüssen in goldträchtigen Regionen nach Nuggets oder Flittergold zu forschen.

»Gold ist etwas Schönes und Seltenes, das nicht jeder hat«, sagt beispielsweise Peter Ossenkopf aus Freiberg in Sachsen. Er ist der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Goldsuchervereinigung, die Anfang Juni an ihrem Stammsitz in – siehe da – Goldkronach nahe Bayreuth die 22. Deutschen Goldwaschmeisterschaft ausgetragen hat. Doch wenn im Frühsommer im Fichtelgebirge Gold gewaschen werden wird, geht es nicht etwa darum, einem Bach das größte Nugget zu entreißen. Vielmehr gewinnt, wer aus einer stets gleichen, vorgegebenen Menge Sand am schnellsten alle hinzugefügten, ein bis anderthalb Millimeter großen Goldflitter herausgewaschen hat. Für Kinder gab es einen speziellen Wettbewerb. Zurzeit hat die Goldsuchervereinigung »rund 150 Mitglieder, zu etwa einem Drittel Frauen«, sagt Ossenkopf. Dass der derzeit hohe Goldpreis den Verein wird wachsen lassen, hält er für unwahrscheinlich. »Die Mühe beim Goldwaschen ist größer als der Gewinn; in Deutschland lohnt sich das nicht.« Ein schönes »Hobby für Naturliebhaber« sei die Goldsuche dennoch.

Bei Goldsuchern ist auch die Schwarza in Thüringen mitsamt ihrer Nebenflüsse beliebt. Fündig werden kann man aber nicht nur im Thüringer Wald oder im Erzgebirge, sondern auch in der Eifel an Bächen zwischen Stolberg und Eupen, im Schwarzwald (etwa bei Lörrach am Flüsschen Wiese) oder im Hunsrück, so bei Guldenbach (!) oder Enkirch am Goldbach. Auch einige Abschnitte des Oberrheins zwischen Waldshut und Mainz oder Kiesgruben und Alt-rheinarme ziehen immer wieder Goldsucher an. Deutschlands größte Goldlagerstätte kann das hessische Korbach aufweisen – inklusive dem historischen Goldbergwerk im Eisenberg, auf dem wiederum der Ortsteil Goldhausen liegt.

Gold sei in Deutschland »weiter verbreitet, als gemeinhin angenommen wird«, sagt Markus Schade, der im thüringischen Theuern Deutschlands einziges Goldmuseum leitet. Nach neuen Erkenntnissen spielten beim Auftreten von Gold die früher oft genannten Quarzgänge in Gesteinen nur eine untergeordnete Rolle. Die oft auffälligen Quarzadern entstanden, als vulkanisch erhitztes, kieselsäurehaltiges Tiefenwasser sich durch winzige Risse im darüber liegenden Gestein zwängte und dabei abkühlte. Dabei bildeten sich aus der Kieselsäure Quarzkristalle und aus dem zuvor ebenfalls gelösten Gold kleine Goldflitter.

Inzwischen gehen Experten aber von zwei wichtigeren Goldquellen aus. Eine sei Gold in Verbindung mit Sulfiden, also schwefligen Salzen anderer Metalle, wie sie in basischen (nicht sauren) Gesteinen vorkommen können. Zweitens finde sich Gold häufig in ehemaligen Sedimentgesteinen, die nach ihrer Ablagerung unter der Auflast jüngerer Gesteinschichten in Quarzite umgewandelt worden sind. In diesen habe sich Gold wegen seiner hohen Dichte in bestimmten Schichten angereichert. »Quarzite führen sehr oft Gold«, merkt Schade an. Entscheidend ist natürlich, ob die Gesteine jener Region, aus der die Flüsse die ursprünglichen Sedimente herangeführt haben, Gold aufwiesen.

Der promovierte Geologe macht sich auch selber bisweilen auf die Suche nach Gold. Entlang der Mosel hat Schade zwischen Bernkastel-Kues und Koblenz »etwa zwanzig Goldbäche identifiziert«. Im Großbach bei Enbach ist 1826 das größte je in Deutschland entdeckte Nugget gefunden worden: Es wog etwa 66 Gramm. Derart große Stücke sind hierzulande spektakulär, doch auch viel kleinere sind reizvoll genug für Hobby-Goldwäscher.

»Das Aufkommen an einzuschmelzendem Material ist spürbar gestiegen«, bestätigt Angelika Windpassenger diesen Trend für ihr Unternehmen, die seit 1881 bestehende Allgemeine Gold- und Silberscheideanstalt Pforzheim. Allerdings schickten die wenigsten Kunden – darunter auch Goldschmiede und Ankaufstellen – Omas zerbrochene Goldbrosche oder Onkel Ottos altes Zahngold ein, um daraus einen kleinen Feingold-Barren fürs Bankschließfach machen zu lassen. »Die meisten möchten solche Stücke einfach schnell zu Geld machen, weil sich das heute wieder lohnt«, sagt Angelika Windpassenger. Schließlich sind das Einschmelzen und die Analyse des Resultates nicht kostenlos. Auch heimische Goldsucher könnten ihre Funde in Scheideanstalten ummünzen.

www.faire-edelsteine.de;

www.goldsucher.de;

www.goldwaschen.de;

www.goldmuseum.de

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