Gute Nachbarn gegen Nazis

Viele hundert Bürger auf Neuköllner Straßen / Rechtsextreme Hindu-Gegner isoliert

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Diesen Tempel als eine »Heimstatt der Hindus« und das Wachsen einer Nachbarschaft im Britzer Kiez wünschte sich Günter Piening gegenüber ND. Der Berliner Ausländerbeauftragte war am Sonnabend auf dem Grundstück Riesestraße 20-22 in Neukölln zu treffen. Hier soll an der Ecke zur Blaschkoallee ein Tempel für Hindus entstehen. Vertreter der kleinen Gemeinde erläuterten auf dem noch kahlen Gelände die Baupläne des Tempels etwa von der Größe eines Zweifamilienhauses. Ein größerer Tempel wird seit 2007 im Volkspark Hasenheide in Neukölln gebaut.

Nur rund 6000 Hindus zuförderst aus Indien und Sri Lanka gebe es in Berlin, der bisherige Tempel in dem Kellergeschoss eines Mehrfamilienhauses in der Kreuzberger Urbanstraße solle wegen Platznot ersetzt werden. Von »Megatempeln« und einer Inflation von Gotteshäusern könne keine Rede sein, die NPD wolle den Neubau nur für ausländerfeindliche Propaganda nutzen. »Alle Religionen gehören nach Neukölln«, begrüßte Piening das Vorhaben und verabschiedete sich dann zur Demonstration, um es mit vielen hundert Mitbürgern gemeinsam zu verteidigen.

Es wehten viele Fahnen bereits am Treffpunkt vor dem U-Bahnhof Blaschkoallee und dann über dem Demonstrationszug. Aufgerufen hatten zu der Manifestation gegen Rechts und für ein friedliches Miteinander Parteien und zahlreiche antifaschistische und linke Organisationen, darunter die Ortsverbände von SPD, LINKE und Grünen. Die CDU-Kreisvorsitzende überbrachte unabhängig von den Demos den Bauherren als Geste guter Nachbarschaft Brot und Salz.

Denn mit dem Ausruf »Unsere Stadt – Unsere Heimat!« wollte die rechtextremistische NPD mit ihrem Bundeschef Udo Voigt an der Spitze, allerdings nur rund 150 Anhängern im Gefolge, gegen die Hindus Front machen. »Zwei Tempel sind zu viel«, klagte Voigt. Aber die Nazis blieben isoliert. Dazu gerieten die Demonstranten zeitweilig hinter ein dichtes Spalier der Polizei oder in Britz und Rudow in eines von Bürgern, die ihren Protest zornig äußerten. Sollte es den Rechtsextremen um einen Test gegangen sein, mit Ausländerfeindlichkeit in Neukölln zu punkten, wie Piening vermutete, dann ging der gründlich daneben.

Dies um so mehr, da die Polizei endlich den per Haftbefehl gesuchten Berliner Neonazi Björn W. bei einer Vorkontrolle schnappen konnte. Der bekam Dank eines Richters aber Haftverschonung.

Insgesamt meldete die Polizei kaum Vorkommnisse. Acht Personen wurden festgenommen. Vier Polizisten wurden leicht verletzt und verblieben im Dienst. Ein Golf mit rechten Aufklebern brannte.

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