Rosenkrieg in der LINKEN

  • Günter Frech
  • Lesedauer: 2 Min.

Wer an verregneten Tagen durch Berlin geht, spürt hautnah, dass die Anlässe für politisches Handeln auf der Straße liegen: Bürgersteige sind überschwemmt, weil das Wasser wegen maroder Kanalisation nicht ablaufen kann. Hier und bei ähnlichen Gelegenheiten sind Menschen mit Engagement gefragt, um die Regierenden der Hauptstadt zum Jagen zu tragen. Klaus Ernst bekommt das nicht mit, weil er mit der Fahrbereitschaft des Bundestags von Haustüre zu Haustüre kutschiert wird. Und Lucy Redler interessiert sich für solche »Kleinigkeiten« nicht, weil sie sich für die Weltrevolution zuständig fühlt.

Nachdem sich Redler erst politisch selber isoliert hat, möchte sie nun Mitglied der Linkspartei werden. Lasst sie rein! Doch Ernst hat einen »Rosenkrieg« angezettelt, um klären zu lassen, wer Parteimitglied werden darf oder nicht und warum. Dabei wäre Redlers trotzkistisch-sektiererisches Grüppchen SAV nur eine weitere Sekte unter vielen Sekten in der Linkspartei. Wer eine AG Shalom, eine kommunistische Plattform, eine AG Erholungsgrundstücke und Kleingartenwesen und noch weitere skurrile Zusammenschlüsse aushält, braucht vor Redler & Co keine Angst zu haben. Ernst ist glühender Einheitsgewerkschafter. In seiner IG Metall sollte er gelernt haben, mit vielen unterschiedlichen politischen Überzeugungen zu leben.

Die LINKE wird nur von Dauer sein, wenn sie Vielfalt zulässt, unterschiedliche Meinungen erträgt und Widersprüche aushält. Redler möchte am linken Rand stehen, Ernst in der Mitte der Gesellschaft mitmischen. Einzeln sind sie belanglos – gemeinsam könnten sie stark sein. Wenn linksradikale ver.di-Gewerkschafter nach dem Generalstreik rufen, antwortet ver.di-Chef Frank Bsirske: »Dann fangt doch in eurem Betrieb damit an!« Meistens ist dann Ruhe im Schacht.

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