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Wer bezahlt den Rostocker Flughafen?

Verkehrsminister stellt weitere Hilfsgelder in Frage / Defizit 2008 mehr als verdoppelt

  • Velten Schäfer, Schwerin
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Zukunft des defizitären Flughafens Rostock-Laage steht weiter in den Sternen. Verkehrsminister Volker Schlotmann (SPD) sieht Flughäfen nicht als primär öffentliche Aufgabe – während die Rostocker Bürgerschaft vom »Landesflughafen« träumt. Lassen sich Privatinvestoren finden?

Gegen Jahresende verbreitete sich mal wieder ein Hauch von weiter Welt in Laage – zumindest auf der Ankündigungsebene. Der Flughafen, der der zu 100 Prozent kommunalen Rostocker Versorgungs- und Verkehrsholding (RVV), der Stadt Laage und dem Kreis Güstrow gehört, kündigte neue Verbindungen an: Ab Mai soll man von Laage aus erstmals ins tunesische Monastir und ins türkische Izmir fliegen können; ebenfalls ab Mai werde es wieder wöchentliche Flüge nach Bulgarien geben. Air Berlin werde Rhodos und Palma de Mallorca anfliegen, die Germanwings-Verbindung nach Köln sei nunmehr besser »eingetaktet«, so dass Anschlussflüge unter anderem ins türkische Antalya, nach Wien, Zürich und München möglich seien. Vor allem die Germanwings-Flüge nach Köln-Bonn und Stuttgart versprächen hohe Passagierzuwächse.

Diese sind allerdings geboten, denn trotz 172 000 abgefertigter Passagiere im vergangenen Jahr ist der mit Abstand größte und modernste Flughafen im Nordosten weit von der Rentabilitätsgrenze entfernt, die Experten bei etwa 500 000 Passagieren ansetzen. Um dies zu erreichen, müsste sich der Personenverkehr in Laage mehr als verdoppeln – ein fast utopisches Ziel, auch wenn Flughafenchefin Maria Muller sich von der neuen Verbindung mit Stuttgart ein erhöhtes Aufkommen von »Incoming-Verkehr« durch wohlhabende Südwestdeutsche erhofft, die ein Wochenende an der Küste verbringen wollen.

Und so beginnt in diesen Tagen das alljährliche Spiel: Wer bezahlt? Im vergangenen Jahr hat der Flughafen ein Defizit von etwa 2,5 Millionen Euro eingefahren, mehr als doppelt so viel wie in den beiden Jahren zuvor. Air Berlin hat sich weitgehend aus Laage zurückgezogen, der Frachtverkehr bleibt geringfügig, der 2007 zu verzeichnende G8-Sondereffekt ist ausgeblieben – und es kamen 700 000 Euro an Kosten für die Feuerwehr hinzu, die bisher von der Bundeswehr getragen wurden, die sich den Airport mit den Zivilnutzern teilt. Rostock, über die RVV mit 54 Prozent am Flughafen beteiligt, hat ohnehin schwer wiegende Haushaltsprobleme. Auch von Laage und Güstrow sind dauerhafte Millionensubventionen nur schwer zu schultern.

Bleibt die Landesregierung: Erst im Dezember hat SPD-Verkehrsminister 1,15 Millionen Euro zugesagt, die erste Tranche ist geflossen, eine zweite wird folgen. Doch darüber hinaus will Schlotmann offenbar nicht zahlen. Gegenüber dem »Nordkurier« stellte er gestern weitere Zuschüsse in Frage. Die Landesgelder seien als Anschubfinanzierung für bestimmte Fluglinien gedacht gewesen, nicht als permanente Subvention, so der Minister sinngemäß. Er sehe die Flughäfen im Nordosten »grundsätzlich« nicht als Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge an.

Gerade in diesem Punkt ist aber die sonst so streitfreudige Rostocker Bürgerschaft relativ einig – sogar mit dem parteilosen Oberbürgermeister Roland Methling, dem das Stadtparlament gerade einen Landes-Aufseher für die Haushaltsplanung aufzwingen will. LINKE-Fraktionschef Steffen Bockhahn spricht etwa von einem »Landesflughafen«, den Land wie Region bräuchten. Wegen »struktureller Probleme« könne die Finanzierung aber nicht weiterlaufen wie bisher.

Einig sind sich Stadt und Land nur in einer relativ vagen Hoffnung: Dass sich ein privater Investor finden könne. Im Dezember war der Baukonzern Hochtief als Interessent ins Gespräch gekommen – und hat zumindest noch nicht dementiert. Hochtief ist an mehreren Flughäfen beteiligt, darunter Hamburg und Düsseldorf. Der britische Finanzinvestor »3i«, der bereits zu 40 Prozent an der Reederei Scandlines beteiligt ist, war zunächst als möglicher Ko-Investor genannt worden. Inzwischen haben die Briten ein Interesse an Laage allerdings dementiert.

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