Die Rezension

Datenflut im Kopf

  • Lesedauer: 2 Min.

Der schwedische Originaltitel heißt treffend »Das überschwemmte Gehirn«. Laufend prasseln Informationen auf uns ein. Wer im Büro arbeitet, wird im Schnitt alle drei Minuten gestört. Der durchschnittliche Computernutzer hat acht Fenster gleichzeitig geöffnet. Die Reizüberflutung infolge der rasanten Entwicklung der Kommunikationstechnik führt zu Konzentrationsschwäche und Zerstreutheit. Beide Reaktionen sind das Normalste der Welt, beruhigt der schwedische Hirnforscher Torkel Klingberg alle Selbstzweifler. Schließlich haben unsere Gehirne nur eine begrenzte Kapazität für den Umgang mit Infos.

Das Gefühl der Überforderung ist dennoch weit verbreitet. Manche versuchen, sich der Datenflut zu entziehen. Andere greifen zu konzentrationssteigernden Arzneien, wie jeder fünfte US-Student vor Prüfungen. Klingberg rät in seinem fundierten wie anschaulichen Buch zu mehr Gelassenheit. Als sicheren Weg empfiehlt er mehr »mentales Muskeltraining« für das Arbeitsgedächtnis, etwa durch Lesen, Schach, Tanzen, Musizieren oder Computerspiele. Schließlich hatte der neuseeländische Soziologe James Flynn in den 80er Jahren herausgefunden, dass Probanden von IQ-Tests im Lauf der letzten fünf Jahrzehnte immer besser abschnitten. Für Klingberg bestätigt dies, dass wachsende Herausforderungen die Intelligenz steigern. Zur geistigen Betätigung gibt es aus seiner Sicht ohnehin keine Alternative. Das Alter lässt jedem hinsichtlich der Leistungsfähigkeit seines Gehirns nur die Wahl zwischen »Use it or loose it«: Benutze es oder verlier es. Eric Breitinger

Torkel Klingberg, Multitasking. Wie man die Informationsflut bewältigt ohne den Verstand zu verlieren, Ch.Beck Verlag; 18,90 Euro.

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