• Kultur
  • Festival Musik und Politik

Selbstvorstellung

  • Danja Schilling
  • Lesedauer: 2 Min.

I ch bin Philosophin (Magister HU, Kantianerin), Kulturjournalistin (Master UdK), Performerin, 35 Jahre alt, Mutter einer 9-jährigen Tochter. Ich habe mir unzählige Filme aus dem Vereinsarchiv, von den 60ern bis in die 80er hinein, reingezogen, Dokumentarfilme gesehen, die kurz nach der Wende entstanden, in denen in Interviews eindrücklich nachvollziehbar wird, was die Wende mit den Hauptakteuren der Singebewegung, ob Funktionär oder Frontsängerin, Vorzeigedichter, Zensorin oder Protestsänger mit Berufsverbot, angestellt hat. In meiner Freizeit las ich als erstes Lutz Kirchenwitz' Veröffentlichung »Folk, Chanson und Liedermacher in der DDR« von 1993, und zwar mit Marker und Bleistift in der Hand, wie einen wissenschaftlichen Text also. Darüber hinaus habe ich die Ohren stets auf Empfang für jedes Vereinsmitglied, das mir etwas aus der Vergangenheit erzählen mag. Und das nicht nur aus beruflichem Interesse.

Als Philosophin, Kulturjournalistin, Berlinfanatikerin und Performerin ist die Kenntnisnahme des politischen Liedgutes des ehemals sozialistischen Deutschlands in vielerlei Hinsicht ein gefundenes Fressen für mich. Ich – als süddeutsches Mädel aus bürgerlichem, protestantischem und sangesfreudigem Hause, das der Herr Vater 13-jährig erstmalig auf die Schubertiade nach Hohenems schleifte, um im kleinen, elitären Kreise der deutschen Kunstlied-Liebhaberszene, auf blauem Samt gebettet, den Interpretationen Dietrich Fischer-Diskaus zu lauschen, um anschließend, mindest ein Jahrzehnt, kein Liebesleid ohne Schubert oder Schumann zu durchleben – arbeite mittlerweile an der Dekonstruktion aus Genderperspektive eben dieser westdeutschen, heilen Welt.

Ich liebe es, mich in neue Inhalte zu begeben, Welten aufeinanderprallen zu lassen, um weiterzukommen, zu lernen, zu verbinden und zu verknüpfen. Da ich in den letzten Jahren zu einem politischen Menschen gereift bin und auch meine eigenen künstlerischen Tätigkeiten nicht ohne diesen Anspruch auskommen, habe ich mich von dem Festival »Musik und Politik« sofort verführen lassen, sind es neben dem Muttersein die wichtigsten Schlagworte meiner Existenz als erwachsene Frau. Mit all dem Wissen, den Studien und dem Handwerk, das ich gelernt habe, ist es mein Wunsch, das Festival mitzuprägen und mit guten, über das Jahr erarbeiteten Konzepten an einer Profilschärfung und an einer guten finanziellen Basis mitzuwirken. Ich überlege, eine Doktorarbeit zu schreiben, über das Ich, das Man und das Wir im Sozialismus und Kapitalismus und habe dabei Gesangstechniken wie Kommunikationsstrukturen gleichermaßen im Visier.

www.musikundpolitik.de

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