Der Erfolg von Bellinzona

Schweizer Broschüre zu Betriebsbesetzungen

  • Peter Nowak
  • Lesedauer: 2 Min.
Am 7. März 2008 hatte die Belegschaft der Lokomotivwerke Bellinzona in der Schweiz einen unbefristeten Streik gegen die Schließungspläne der SBB-Cargo begonnen und das Werk besetzt. Eine massive Solidaritätskampagne zeigt Wirkung: Die Eigentümer ziehen die Schließungspläne zurück, Garantien werden gegeben, das Werk bis 2013 nicht zu schließen. Am 9. April 2008 ist der Streik beendet.

Der Züricher Gewerkschafter Rainer Thomann stellt in seiner Broschüre zu Betriebsbesetzungen als Waffe im gewerkschaftlichen Kampf das Beispiel Bellinzona an den Anfang. Im Heft beleuchtet er fünf aktuelle Arbeitskämpfe in der Schweiz, Italien und Spanien.

Offensive Haltung

In Bellinzona, so Thomann, konnte die Belegschaft mit der Werksbesetzung den Druck erhöhen. Die Fabrik wurde zum Treffpunkt für Streikende und Unterstützer, Zukunftsängste konnten dort gemeinsam besprochen werden, was ein Abbröckeln der Streikfront verhinderte. In Arbeiterversammlungen bestimmten die Streikenden selbst über ihren Kampf, Entscheidungen mussten einstimmig fallen. Dass dieses Modell funktionierte, lag nach Thomanns Meinung auch darin, dass politische Gruppen in den Versammlungen kein Rede- und Stimmrecht hatten. Auch die Gewerkschaften hatten kein Verhandlungsmandat, unterstützten aber die von der Belegschaft erhobenen Forderungen. Die wollte nicht über einen Sozialplan verhandeln, sondern für den Erhalt des Werkes kämpfen. In dieser offensiven Haltung sieht Thomann einen wesentlichen Grund für den Erfolg.

Fehler vermeiden

Die mit der Broschüre weitergegebenen Erfahrungen können mit Blick auf die Krise und zu erwartende Betriebskämpfe hierzulande wichtige Unterstützung für Belegschaften sein. Auch Fehler, die gemacht wurden, können so vermieden werden. So beschreibt Thomann das Beispiel der spanischen Zementfabrik Holcim Torredonjimeno, wo der Kampf der Belegschaft in den letzten beiden Monaten des Jahres 2008 geschwächt wurde, weil die Belegschaft sich spalten ließ. Die zuständige Gewerkschaft UGT hatte sich mit der Entlassung der 38 Leiharbeiter schon abgefunden, obwohl diese mit spektakulären Aktionen – aber isoliert – für ihre Jobs kämpften.

Thomann, Rainer: »Betriebsbesetzungen als wirksame Waffe im gewerkschaftlichen Kampf – Eine Studie aktueller Beispiele«, 63 S., gegen 2 Euro plus Versandkosten bei indiana.thomann@bluewin.ch bestellen oder im Netz herunterladen bei www.labournet.de.

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