Diebe rührten die Kasse nicht an

Weiter Rätselraten um Einbruch in die Landesgeschäftsstelle der saarländischen LINKEN

  • Martin Sommer
  • Lesedauer: 2 Min.
Politisch motivierter Überfall oder Einbruch? Fest steht, dass Unbekannte in der Nacht zum Freitag die Landesgeschäftsstelle der LINKEN in Saarbrücken verwüsteten. Nur einen Tag später überfielen vermummte Neonazis einen Wahlstand der Linkspartei in der Nähe von Aachen.
Birgit Huonker von der Saar-LINKEN in ihrem verwüsteten Büro
Birgit Huonker von der Saar-LINKEN in ihrem verwüsteten Büro

Unbekannte sind in der Nacht zum Freitag in die Landesgeschäftsstelle der saarländischen LINKEN eingebrochen. Dort wüteten die Täter, warfen Möbel um, rissen Regale aus der Verankerung, zerstörten elektronische Geräte und ließen zwei Computer mitgehen. Wie hoch der angerichtete Schaden ist, kann die LINKE noch nicht beziffern. Doch der Einbruch kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: In knapp zwei Wochen stehen die Kommunal- und Europawahlen ins Haus. »Wir sind ein paar Tage gehandicapt«, erklärt LINKEN-Landeschef Rolf Linsler. »Die brachiale Gewalt, mit der hier vorgegangen worden ist«, so Linsler weiter, »hat uns entsetzt.« Einschüchtern lassen will sich die LINKE »von derlei Einschüchterungsversuchen« trotzdem nicht. »Im Gegenteil, das motiviert uns noch mehr«. Linsler glaubt, dass die Tat nicht von irgendwelchen Chaoten verübt wurde, sondern einen politischen Hintergrund hat. Immerhin sind in Saarbrücken in derselben Nacht auch gezielt Wahlplakate der LINKEN von Litfaßsäulen und Wänden gerissen worden. Linsler mag nicht an einen Zufall glauben. Immerhin entwendeten die Täter sensible Festplatten, während sie die Handkasse nicht anrührten. Auf den Festplatten der entwendeten Computer sind auch die Namen der Mitglieder und ihre Beiträge für die LINKE gespeichert. Allerdings seien diese Daten sicher geschützt, betont Linsler.

Wer kommt als Täter also in Frage? Die Staatsschutzabteilung des Landeskriminalamtes hat die Ermittlungen aufgenommen. Allerdings gebe es bislang »keine Hinweise auf eine politisch motivierte Straftat«, erklärt die Polizei. Linsler sieht das anders: »Ich denke, es liegt die Vermutung nahe, dass es aus der rechten Szene kommt, aber beweisen kann man das im Moment nicht.«

Fest steht jedoch, die Angriffe auf die LINKE nehmen zu, auch im Westen der Republik. So wurde am vergangenen Sonnabend ein Wahlstand der Linkspartei in Herzogenrath bei Aachen am helllichten Tag von zehn Neonazis überfallen. Die vermummten Täter schlugen blitzschnell zu: demolierten den Informationsstand und verletzten dabei zwei Personen. Bislang bekannte sich noch niemand zu der Tat, doch Zeugen erkannten runenähnliche Symbole auf der dunklen Kleidung der Angreifer. Ein sicheres Indiz für die rechtsradikale Gesinnung der Schläger.

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