Viele Vögel fliegen auf Tempelhof

Flugfeld wird zum Veranstaltungsort – Exklusive Bustouren am »Langen Tag der Stadtnatur«

  • Steffi Bey
  • Lesedauer: 3 Min.

Auf dem Gelände des stillgelegten Flughafens Tempelhof ist nach wie vor Bewegung. Denn das historische Areal mitten in der Stadt etabliert sich als Veranstaltungsort. Anfang Juli gibt es dort gleich drei ganz unterschiedliche Angebote: die Modemesse »Bread & Butter« vom 1. bis 3. Juli, den »Langen Tag der Stadtnatur« am kommenden Wochenende (4.-5. Juli) und die »Pyromusikale« am Wochenende darauf (9.-11.Juli).

Zwischen den alten Start- und Landebahnen liegen breite Wiesenflächen. Darauf wachsen unzählige Gräser, üppige Büsche und Bäume. Ein kräftiger Windzug streift über die idyllische Natur. Kaum vorstellbar, dass hier im vergangenen Jahr noch Flugbetrieb herrschte. Jetzt kann sich die Natur in dem Gebiet voll entfalten. Mauersegler ziehen ihre Kreise und Feldlerchen zwitschern aus voller Kehle. Nur die vielen hohen Gebäude im weiten Umkreis erinnern an den hauptstädtischen Trubel.

»Das Rollfeld ist ein Naturparadies«, schwärmt der Ornithologe und Landschaftsplaner Derk Ehlert. Auf dem 386 Hektar großen Areal leben immerhin 25 Brutvogelarten. Auch Marder, Waschbären und Füchse sind dort zu Hause. Zudem gibt es seltene Trockenrasenflächen und waldähnliche Bereiche.

Zum »Langen Tag der Stadtnatur«, der dieses Jahr zum dritten Mal stattfindet, kann das Gelände erkundet werden. Exklusiv finden Bustouren über das Rollfeld statt. »Wir möchten zeigen, das Grün liegt praktisch vor der Haustür«, sagt Heidrun Grüttner von der Stiftung Naturschutz. Derk Ehlert wird mehrere Fahrten begleiten und sicherlich genau wie bei einer Presse-Tour die Besucher begeistern: Wenn er auf die Turmfalken verweist, die vielleicht gerade von Krähen gehetzt werden. Oder über die Mauersegler erzählt, für die jetzt Hochsaison der Jungenaufzucht ist. Der Ornithologe zeigt auch ein ausgedientes Flugzeug, in dem Vögel brüten.

In einem Robinienwäldchen auf dem Gelände sei das »Wohnzimmer der Füchse«, erklärt Ehlert. Vier Junge gebe es dort, die überhaupt keine Angst vor Menschen hätten. Ob der inzwischen eingestellte Flugbetrieb eine Gefahr für Tiere darstellte? »Der Fluglärm schadete den Tieren nicht, die Vögel sangen halt lauter«, sagt Ehlert. Von einer Veränderung des Biotops nach Stilllegung des Airports könne man aber noch nicht sprechen. »Das müsste nach zwei, drei Jahren untersucht werden«, erklärt der Experte. Er wünscht sich für die Zukunft des Geländes, dass auf jeden Fall der Biotop- und Landschaftsschutz in geplante Vorhaben und Projekte integriert werde.

Der Flughafen Tempelhof ist nur einer von insgesamt 150 Orten beim »Langen Tag der Stadtnatur«. In rund 500 Veranstaltungen zeigt die Stiftung Naturschutz am ersten Juliwochenende, warum Berlin die artenreichste Stadt Deutschlands ist. Zu einem lehrreichen und unterhaltsamen Ereignis soll die 26-Stunden-Entdeckungsreise werden. »Die Palette reicht von Hundetraining bis Schweinepirsch«, sagt Karola Lakenberg, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Stiftung Naturschutz Berlin. Mit den Veranstaltungen wollen die Organisatoren vermitteln, dass die urbane Natur und die Vielfalt des Lebens in der nahen Umgebung liegt.

Das gesamte Programm vom »Langen Tag der Stadtnatur«, der vom 4. Juli ab 16 Uhr bis 5. Juli um 18 Uhr stattfindet, unter www.langertagderstadtnatur.de. Bustouren über Tempelhofer Flugfeld starten alle zwei Stunden. Hotline für alle Veranstaltungen: 26 39 41 41

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