Werbung

Ver.di sucht den Datenfrevler

Datenschutz in der Arbeitswelt im Mittelpunkt

  • Peter Nowak
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Datenschutzskandale bei Unternehmen häuften sich in letzter Zeit. Auch die Gewerkschaften beschäftigen sich nun vermehrt mit dem Thema – allen voran ver.di.

»Ist Ihnen als wache Bürgerin und verantwortungsbewusster Mensch ein Datenschutzübergriff aufgefallen, egal ob am Arbeitsplatz oder im sonstigen Leben? Sind Sie selbst betroffen? Wissen Sie von schwarzen Listen über unbequeme Arbeitnehmer? Werden Sie z. B. als IT-Experte zu Dingen verpflichtet, die sich mit Datenschutz und einem guten Gewissen nicht vereinbaren lassen?« Das sind nur einige der Fragen, die die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di an Arbeitnehmer stellt. Hinweise können bis zum 15. Juli im Internet (https://www.bigbrotherawards.de /nominate) oder per Post abgegeben werden.

Alle Einsendungen werden vertraulich behandelt und genau überprüft. Denn darunter können sich die Kandidaten für den »BigBrotherAward« befinden, der am 16. Oktober von der Bürgerrechtsorganisation FoeBuD e. V. in Bielefeld zum zehnten Mal verliehen wird. In den vergangenen Jahren wurden durch die Verleihung des Negativpreises Datenschnüffeleien bei Kundenkarten oder den RFID-Chips ebenso bekannt wie diskriminierende Kredit-Scoring-Verfahren. Mit Otto Schily und Brigitte Zypries wurden schon zwei Bundesminister mit dem Preis bedacht, denen von den Datenschützern massive Einschränkung der Bürgerrechte vorgeworfen wird.

Dass in diesem Jahr die Überwachung im Bereich der Arbeitswelt im Mittelpunkt steht, ist für Jan Jurczyk vom ver.di-Bundes- vorstand nur konsequent. Schließlich messe seine Gewerkschaft dem Datenschutz seit mehreren Jahren einen großen Stellenwert bei, erklärte er gegenüber ND. Dabei bringe sie den Blickwinkel der Arbeitnehmer in die Datenschutzszene ein, die bisher die Bürger- und Kundenrechte in den Mittelpunkt stellte. Auch in diesem Jahr gehört ver.di zu den Initiatoren der bundesweiten Demonstration »Freiheit statt Angst«, die am 13. September in Berlin stattfinden soll und sich gegen alle Formen der Überwachung wendet.

Die ver.di-Referatsleiterin für Neue Medien, E-Government und Verwaltungsmodernisierung, Annette Mühlberg, betont, dass sich die Zusammenarbeit zwischen der Datenschutzszene und der Gewerkschaft in der letzten Zeit sehr gut entwickelt habe. Es gebe mehr Problembewusstsein für das Thema Überwachung am Arbeitsplatz in der Datenschutzszene. Dazu habe neben den spektakulären Pressemeldungen über die Datenschutzaffären bei Lidl, Telekom und der Deutschen Bahn auch die kontinuierliche Arbeit von ver.di beigetragen.

Damit leistet ver.di auch im Gewerkschaftsbereich Pionierarbeit. In den anderen Gewerkschaften wächst erst langsam das Bewusstsein, dass Datenschutz kein Spezialthema für Computernutzer ist.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal