Evo stärkt indigene Autonomie

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 2 Min.

Evo Morales ist es ernst mit der Stärkung indigener Autonomie in Bolivien. Per Dekret, denn über eine Mehrheit im Kongress verfügt er nicht, hat Boliviens Präsident am Sonntag den indigenen Dörfern und Landkreisen den Weg zu mehr Autonomie eröffnet. Die Voraussetzung: Die Bevölkerung in den 36 indigenen Dörfern und 327 autonomen Landkreisen entscheidet sich mehrheitlich beim Referendum am 6. Dezember für den Status »indigener Autonomie«. Dieser würde eine direkte partizipative Kontrolle der Bevölkerung über lokale Angelegenheiten ermöglichen. Die neue Verfassung vom Januar, die den plurinationalen Charakter Boliviens anerkennt, würde damit ein Stück weit Realität. Quechua, Aymara, Guaranis, Mestizos, Weiße, Afrobolivianer – auf dem Papier haben schon jetzt alle die gleichen Rechte, in der Wirklichkeit gilt das noch lange nicht. Nach wie vor haben vor allem im Tiefland die alten Eliten die politische und wirtschaftliche Kontrolle. Und auch sie kämpfen für Autonomie – für die, ihr neoliberales Modell beibehalten zu dürfen.

Formell ist die Neugründung Boliviens mit der Nationalisierung der Ressourcen, der Landreform und der neuen Verfassung abgeschlossen. Damit dieser Prozess vertieft werden kann, bedarf es jedoch bei den Wahlen am 6. Dezember für das Amt des Präsidenten und Vizepräsidenten sowie zur Plurinationalen Legislativen Versammlung, wie der Kongress künftig heißt, ein klares Votum der Bevölkerung pro Morales und der Bewegung für den Sozialismus (MAS). Denn die Macht der alten Eliten ist angeknackst, doch längst noch nicht gebrochen. Noch ist eine reale Chancengleichheit für die indigene Bevölkerung Utopie. Erst wenn sie erreicht ist, ist der Kolonialismus Geschichte. Indigene Autonomie ist hierfür ein wichtiger Schritt.

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