Recht auf Bildung in Indien

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 2 Min.

Problem erkannt, Problem gebannt? »Wir können es uns als Nation nicht leisten, unsere Kinder nicht zur Schule zu schicken.« Diese Überzeugung von Indiens angesehenem Bildungsminister Kapil Sibal wurde von Indiens Parlamentariern nun in Gesetzesform gegossen: Ab 2012 bekommen alle Kinder das Recht auf einen kostenlosen Platz in der Grundschule.

Ein ehrgeiziges, aber auch mehr als überfälliges Gesetz, denn schon 1993 und 2001 wurden entsprechende Vorstöße diskutiert und der Bildungsnotstand ist faktisch unbestreitbar: 5 bis 12 Millionen indische Kinder unter 18 Jahren gehen offiziell nicht zur Schule, Schätzungen von Nichtregierungsorganisationen gehen sogar von 30 Millionen aus. 5 bis 30 Millionen von 400 Millionen Minderjährigen, denn Indien hat eine sehr junge Bevölkerung. Umso wichtiger, mit Investitionen in den Bildungssektor nun die Weichen für eine bessere Zukunft zu stellen.

Für Bewegung im Bildungssektor wird das Gesetz allemal sorgen, allein dadurch, dass Verwaltungsräte aus Eltern, Lehrern und Beamten statt der Schulleiter künftig über die Vergabe der Schulplätze zu befinden haben und Privatschulen ein Viertel ihrer Kapazität für sozial benachteiligte Kinder zur Verfügung stellen müssen. Das birgt in einer Kasten- und Klassengesellschaft Konfliktstoff. Doch eben die sich immer weiter öffnende Schere zwischen Arm und Reich hat die indische Regierung bewogen, den Armen Perspektiven per Gesetz einzuräumen. Nur das allein wird nicht reichen, um die 17 Millionen Straßenkinder in die Schulen zu bringen, solange ihr Beitrag zum Familieneinkommen unverzichtbar ist. Die neue Bildungspolitik wird faktisch nur greifen können, wenn sie mit Sozialpolitik flankiert wird, sonst droht sie zum Papiertiger zu verkommen.

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