Moritzburger Mittwochsmaler

In Halle vermittelt eine Bürgerstiftung junge Talente in Förderzirkel – und zahlt für sie die Beiträge

  • Christina Onnasch, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Im Landeskunstmuseum Moritzburg in Halle/Saale trifft sich einmal pro Woche der Kindermalzirkel. Ohne die Bürgerstiftung »Halle hat Talent« würde es den Kurs so nicht geben.

Halle. Blau, rosa mit zarten Silberranken durchwebt, gelb und goldig sind die Stoffe, die auf dem Tisch liegen. In den nächsten anderthalb Stunden werden daraus Kollagen auf Papier entstehen. Es ist Mittwochnachmittag. Zeit für den Kindermalzirkel des Landeskunstmuseums Stiftung Moritzburg in Halle. Einmal in der Woche treffen sich hier Mädchen und Jungen im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren. Zu ihnen gehört Ivan. Er ist der Jüngste – und wird vom Bürgerstiftungsprojekt »Halle hat Talent« gefördert.

»Ich komme gern zum Kindermalzirkel, weil ich hier noch mehr malen kann als in der Schule und zu Hause. Außerdem probieren wir hier viele neue Sachen aus«, sagt Ivan, während er aus den farbigen Stoffresten verschiedene Formen für seine Collage zuschneidet. Nur selten holt sich der freundliche Junge einen Rat bei Katrin Röder, der Leiterin des Zirkels, oder bittet sie um Hilfe. »Ivan gehört zu denjenigen, die sehr selbstständig arbeiten», sagt sie.

Dreizehn Mädchen und Jungen betreut die 46-Jährige ein Schuljahr lang, dann müssen die Eltern ihre Töchter und Söhne erneut für den Zirkel anmelden. Wunderkinder heranzuziehen, darin sieht Röder ihre Aufgabe nicht: »Bei manchen, die hierherkommen, schlägt das Talent gleich durch. Das Wichtigste aber ist die Freude am Malen.« Der freischaffend arbeitenden Malerin geht es darum, die Kreativität der Kinder zu fördern, indem sie verschiedene Mal-, Zeichen- und Drucktechniken ausprobieren können.

Dass Ivan zum Malzirkel geht, ist einem Zufall geschuldet. Seine Eltern gingen mit ihm und dem Bruder Maxim zu Juliane Graichen, einer der Leiterinnen des Bürger-stiftungs-Projekts »Halle hat Talent«. Sie suchten Unterstützung für den acht Jahre alten Maxim, der ein Schachtalent ist. Als Graichen beide Jungen bat, für ein Selbstporträt zu malen, staunte sie: »Ivan legte los und malte ein Bild nach dem anderen. Seine spontane Kreativität und seine Ausdrucksfreude fand ich faszinierend.« Die Projektleiterin schlug den Eltern vor, Ivan beim Kindermalzirkel anzumelden. Und sie gewann das Landeskunstmuseum, eine Patenschaft für ihn zu übernehmen.

Nun zahlt die Einrichtung den Mitgliedsbeitrag für den Jungen. Seit »Halle hat Talent« im Oktober 2007 ins Leben gerufen worden ist, hat die Bürgerstiftung auf diese Weise mehr als 150 Kinder vermittelt. »Wir wollen die Öffentlichkeit darauf aufmerksam machen, dass jedes Kind es wert ist, mit seinen Begabungen und Interessen entdeckt und gefördert zu werden«, sagt Graichen. Alle 5- bis 13-Jährigen in Halle können sich bewerben oder von Eltern oder Lehrern vorgeschlagen werden.

»Ich finde das Engagement der Bürgerstiftung interessant und nötig. Es gab den Kontakt und wir haben überlegt, was wir unsererseits tun können, um deren Arbeit zu unterstützen«, sagt Sigrid Reiche, Museumspädagogin an der Moritzburg. So sei die Idee entstanden, Ivan zu unterstützen. Dass das Kunstmuseum weitere Talentpatenschaften übernimmt, könne sie sich gut vorstellen; das gelte auch für den Jugendmalzirkel für Schüler ab zwölf Jahre, der erst seit Kurzem besteht.

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