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Alte Gräben

  • Steffen Schmidt
  • Lesedauer: 1 Min.

Ob bei dem riesigen Diplomatenauflauf in Kopenhagen tatsächlich wenigstens so viel an Treibhausgasminderung herauskommt, dass die Emissionen der Anreise ausgeglichen werden, ist im Moment mehr als zweifelhaft. Die dänischen Gastgeber haben ihren Plan aufgegeben, den seit Mittwoch anreisenden Regierungschefs ein praktikables Verhandlungspapier für die Endrunde vorzulegen. Nicht ganz freiwillig freilich, denn in den letzten Tagen ist ein alter Graben wieder aufgerissen: Die in der Gruppe 77 versammelten Entwicklungs- und Schwellenländer hatten zuvor jede weitere dänische Vorlage abgelehnt. Die Dänen hatten ihr Heil in vertraulichen Einzelverhandlungen gesucht und wurden nun bezichtigt, alles nur passfähig für Obama zu machen. Die Industrieländer kritisierten wiederum die G77, dass sie weit divergierende Ziele vertreten.

Die eigentlichen Ziele der Veranstaltung drohen so in gegenseitigen Schuldzuweisungen unterzugehen. Da wirkt der demonstrative Optimismus des UNO-Klimasekretariats-Chefs Yvo de Boer schon beinahe wie das sprichwörtliche Pfeifen im Walde. Denn trotz einiger Zusagen – etwa aus den USA – ist bislang weder bei der Finanzierung der Klimahilfen für die Entwicklungsländer noch bei überprüfbaren verbindlichen Zusagen von Treibhausgas-Reduktionen ein Durchbruch zu erkennen. Es stellt sich die Frage, ob nicht tatsächlich beim derzeitigen Stand kein Abkommen besser wäre als ein fauler Kompromiss in letzter Minute.

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