Operation Olympia mit neuer Musik

Eiskunstlauf-EM beginnt heute in Estland

  • Manfred Hönel
  • Lesedauer: 3 Min.

Das Interesse der Eiskunstlauf-Fans richtet sich ab heute auf Tallinn. Die Europameisterschaften in der Hauptstadt Estlands gelten als letzter Test vor den Olympischen Winterspielen im Februar, und aus deutscher Sicht stehen die Chemnitzer Paarlauf-Weltmeister Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy ganz besonders im Fokus. Sawtschenko kränkelte in den vergangenen Wochen, sodass das Duo nur eingeschränkt trainieren konnte. Trainer Ingo Steuer ist für die EM trotzdem zuversichtlich: »Wir wollen unseren Titel verteidigen.« Vor allem die russischen Paare aus dem nahen St. Petersburg müssen auf Distanz gehalten werden, soll die Operation »Olympiagold« endlich gut anlaufen.

Die Saison hatte für die Weltmeister mit einem Fehlgriff begonnen. Ihre neue Kürmusik, gespielt von André Rieu, kam nicht an. Erst nach dem Umstieg auf die Melodien aus »Jenseits von Afrika« liefen die Chemnitzer zu alter Klasse auf, konnten sich aber beim Grand Prix gegen die chinesischen Paare noch nicht durchsetzen. »In Vancouver soll das anders werden«, hofft Steuer. Dazu muss zunächst das Selbstvertrauen gestärkt werden. Die erste Chance bietet sich Sawtschenko und Szolkowy schon heute Abend beim Kurzprogramm der EM.

Mit neuem Mut reiste der Erfurter Stefan Lindemann nach Tallinn. »Mit der Qualifikation für Olympia habe ich mein erstes großes Ziel erreicht. In Tallinn will ich für meinen Nachfolger ein gutes Erbe hinterlassen und für zwei Startplätze im nächsten Jahr sorgen«, sagt Lindemann, der nach Vancouver seine Karriere beenden will.

Der Thüringer musste wegen Krankheiten und Verletzungen zwei Jahre pausieren. Ähnlich erging es dem russischen Olympiasieger Jewgeni Pljuschtschenko. Nach einer Knie-Operation stieg er im Frühjahr 2009 wieder in das Training ein. Für Titelverteidiger Brian Joubert (Frankreich) und Ex-Weltmeister Stephane Lambiel (Schweiz) werden Titel bei EM und Olympia nun sicher schwer.

Bei den Damen führt Deutschland die ewige Bestenliste der seit 1930 veranstalteten EM mit 19 Siegen an. Doch die Zeiten der Gaby Seyfert (3), Christine Errath (3), Anett Pötzsch (4) oder Katarina Witt (6) sind lange her. Als letzte Deutsche stand 1990 die Dresdnerin Evelyn Großmann ganz oben auf dem Podium. Tanja Szewczenko (Düsseldorf) wurde 1998 noch mal EM-Dritte. Seither Fehlanzeige. In Tallinn versucht nun die Mannheimerin Sarah Hecken an alte Traditionen anzuknüpfen. Ihr realistisches Ziel: ein Platz unter den besten Zehn.

Eiskunstlauf

  • Geschichte: Schon im Mittelalter nutzen Menschen vor allem in den Niederlanden primitive Schlittschuhe als Fortbewegungsmittel. Daraus entwickelt sich im 17. Jahrhundert das Kunstlaufen. Der erste Klub wird jedoch 1742 im schottischen Edinburgh gegründet. Zu Musik wurde erstmals in den USA gelaufen.
  • Olympia: Noch vor den ersten Winterspielen ist Eiskunstlaufen olympisch. 1908 wird der Schwede Ulrich Salchow in London erster Olympiasieger, und mit Anna Hübler und Heinrich Burger gewinnt ein deutsches Paar Gold. Die Eistänzer sind erst seit 1976 in Innsbruck dabei.
  • Entscheidungen: Herren, Damen und Paare müssen je ein Kurzprogramm und die Kür bestreiten. Beim Eistanz gibt es zusätzlich die Pflicht.
  • Sportstätte: Pacific Coliseum in Vancouver (14 200 Zuschauer).
  • Favoriten: Herren: Jewgeni Pljuschtschenko (Russland), Damen: Yu-Na Kim (Südkorea), Eistanz: Tessa Virtue und Scott Moir (Kanada), Paare: Zhao Hongbo und Shen Xue (China), Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy (Chemnitz).
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