Weltbürger der Herzen

Die Regisseurin Feo Aladag über »Die Fremde« und die Ankunft in Deutschland

Die in Berlin lebende österreichische Regisseurin Feo Aladag, 37, Schauspielerin und in Wien promovierte Kommunikationswissenschaftlerin, hat ihren Erstlingsfilm »Die Fremde« zusammen mit ihrem aus der Türkei stammenden Ehemann Züli Aladag produziert. Mit dem Titel ihres Films meint die Regisseurin und Drehbuchautorin ihre Hauptperson Umay und auch »die Fremde« als Land, in dem man noch nicht angekommen ist. Denn Umay ist weder in der Türkei noch in Deutschland zu Hause. Aus Istanbul flieht sie vor ihrem gewalttätigen Mann mit dem kleinen Sohn Cem nach Berlin, wo sie aufgewachsen, aber nun auch nicht mehr willkommen ist. Denn eine alleinstehende Frau mit einem Kind gilt als Hure, zumindest in den türkischen Kreisen, aus denen Umays Familie stammt. Feo Aladag zeigt den Zusammenhalt in einer türkischen Familie, die ihre Umay liebt (knurrig der Vater, verhalten die Mutter, bewundernd die Schwester, zärtlich der kleine Bruder und besitzergreifend der ältere). Und die sich dennoch, aus ihrem gesellschaftlichen Kontext heraus, überkommenen Normen verpflichtet fühlt und deshalb die Tochter und Schwester, die bis zuletzt um Anerkennung und Wiederaufnahme in die Familie kämpft, verstoßen muss.

ND: In Deutschland leben fast drei Millionen Menschen türkischer oder kurdischer Herkunft, die in Ihrer Mehrheit noch nicht »angekommen« sind. Erwarten Sie, dass Ihr Film ein besseres gegenseitiges Verständnis bewirken und so zur Überwindung der Fremdheit beitragen kann?
Aladag: Ich würde mir das sehr wünschen, dass wir dazu einen kleinen Beitrag leisten. Ein Großteil der Türken ist ja schon angekommen, aber eben noch nicht alle. Nur, auch ein Teil der Mehrheitsgesellschaft ist noch nicht integriert, hat die Arme noch nicht weit genug geöffnet, um zu sagen: »Wir sind eine Gemeinschaft, und Eure Probleme sind auch die Unsrigen.« Wenn wir einen Anstoß zu einer emotionalen Annäherung geschaffen hätten, wäre das natürlich das Schönste, was »Die Fremde« bewirken könnte.

Ihr Film zeigt die Lage von Menschen, die noch tief verwurzelt sind in ihren tradierten, vorindustriellen Bräuchen wie Zwangsheirat und Sippenehre: Sie schildern die Verhält...



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