Schlechte Nachrichten

  • Ingolf Bossenz
  • Lesedauer: 2 Min.

Das Diktum, nur schlechte Nachrichten seien gute Nachrichten, gehört zum Kalauer-Kanon jedes Journalisten. Da der »Verkaufswert« von Meldungen mit dem Grad ihrer Ungewöhnlichkeit steigt, könnte man indes zu dem Umkehrschluss kommen, das Gute sei das Gewöhnliche.

Doch für den Bundeswehreinsatz am Hindukusch gilt leider weiter das Wort der ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann: »Nichts ist gut in Afghanistan.« Und, dies sei ergänzt mit Blick auf die von dort eintreffenden Nachrichten: Nichts ist gut aus Afghanistan.

Drei deutsche Soldaten getötet, vier deutsche Soldaten getötet ... Wenn sich die Abstände zwischen den schlechten Nachrichten verkürzen, sinkt zwangsläufig ihr Nachrichtenwert. Bei der jüngsten Hiobsbotschaft in der vorigen Woche war die vorangegangene keine zwei Wochen alt. Zudem hatte ein isländischer Vulkan eine Aschewolke über Europa gelegt, die das Leben vieler Menschen weit mehr beeinträchtigte als fernab der Tod von vier Bundeswehrangehörigen, der seine Exklusivität als unumstrittenes Spitzenthema damit verlor. Auf das dialektische Gesetz des Umschlags von Quantität in Qualität ist auch hier Verlass. Leider.

Mecklenburg-Vorpommerns SPD-Ministerpräsident Erwin Sellering sagte am Wochenende, er wolle nicht, »dass wir Deutsche uns daran gewöhnen müssen, Nachrichten von im Kriege gefallenen Soldaten zu hören«. Ein weises Wort. Allerdings ist diese Entwicklung längst im Gange.

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