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Bruchstücke

Friederike Mayröcker - die österreichische Dichterin erhielt den Peter-Huchel-Preis

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: 2 Min.

Die österreichische Schriftstellerin Friederike Mayröcker erhielt jetzt den Peter-Huchel-Preis, eine Ehrung, benannt nach dem DDR-Dichter, der auch obrigkeitsstörender Chefredakteur von »Sinn und Form« war. Mayröcker bekam den Preis für ihren Gedichtband »dieses Jäckchen (nämlich) des Vogel Greif«.

Wie beginnt Schreiben? Indem »ich ein kleines Blatt, das ich aus einem Notizbuch gerissen habe, in meine Schreibmaschine einspanne (es darf kein großes Blatt sein, sonst wird zuviel erwartet; auch sollte es lieber nicht weiß sein; es verlangt, voll beschrieben zu werden, und gerade das erscheint mir am Anfang immer unerreichbar)«. So beginnt es. So beginnt 1956 »Larifari«, Mayröckers erste Buchveröffentlichung. »Die Abschiede«, »Winterglück«, »Magische Blätter«, »Benachbarte Metalle«, »und ich schüttelte einen liebling«, »Das Herzzerreißende der Dinge«: Gedichte, Reflexionen, Erinnerungen an ihren langjährigen »Hand- und Herzgefährten« Ernst Jandl (als der in Österreich boykottiert wurde, litt auch ihr Erfolg, sie musste sich als Englischlehrerin verdingen, eine für sie schier unerträgliche Fron, aus der die Frühpensionierung sie 1969 befreite).

Dieser Dichterin kann man, sie lesend, beim Wörtlichmachen des sinnlichen Erlebens zusehen; das Gedicht gleichsam als aufgeladene Zone, durch die so vieles hindurchströmt: Traumschwaden, Nervenfiguren, momentan Wahrgenommenes, aus dem Gedächtnis Hervorbrechendes. Etwas Assoziationswunderbares, diese Poesie. Eine Meisterin des Bruchstücks, »gut wie Mayröcker« hieß es bereits im avantgardistischen Literaturbetrieb des frühen Nachkriegs.

Die Wienerin – hier wurde sie 1924 geboren – schrieb Lyrik, Hörspiele, Romane, sie spricht davon, »die sanften Toten« würden überall sprießen, Eichendorff, Hölderlin, Goethe durchatmen ihre Dichtung. Geradezu berühmt ist ihre total papiergebirgige Wohnung, fast unbegehbar, aber wichtiger ist, was sie schreibt über wahre Lebensörtlichkeit: »du brauchst einen Baum du brauchst ein Haus/ keines für dich allein nur einen Winkel ein Dach/ zu sitzen zu denken zu schlafen zu träumen/ zu schreiben zu schweigen zu sehen den Freund/ die Gestirne das Gras die Blume den Himmel«.

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