Motorcycle Club

Blues-Punk

  • Andre de Vos
  • Lesedauer: 3 Min.

Dienstag war der Tag, auf den viele Fans authentischer Rockmusik gewartet hatten: Da sollte die Show der us-amerikanische Band »Black Rebel Motorcycle Club« stattfinden, die aufgrund der großen Nachfrage vom Fritzclub im Postbahnhof ins Astra verlegt wurde, das auch gleich ausverkauft war.

Bevor es jedoch losging, betraten mit dumpfen Trommelschlägen »Zaza« aus Brooklyn, New York, die Bühne. Sehr sphärisch, fast verhalten, begannen die Lieder, die zumeist von Sängerin, Keyboarderin und Bassistin Jennifer (ehemals »Warlocks«) im Duett mit ihrem Partner, dem Gitarristen Danny Taylor, vorgetragen wurden. Der Gitarrensound war leicht spacig, Schlagzeuger Dru spielte Sounds und Samples ein, doch schon nach einiger Zeit wurde klar: dem Trio fehlte die Exaltiertheit, um aus den Essenzen, die in ihrer Musik angelegt waren, mehr zu machen.

»Zaza« sind dunkel, aber nicht gruftig, fahren keinen Dronen- oder Spacesound auf, sondern stecken irgendwo dazwischen. Die Songs, die eigentlich gut sind, entfalten ob ihrer Kürze keine echte Wirkung. So wurde die hierzulande unbekannte Band mit einem Höflichkeitsapplaus aus der halb vollen Halle entlassen.

Als »Black Rebel Motorcycle Club« dann aus der Nebelwand heraustraten, waren aber alle da und begrüßten das Trio mit großem Jubel, als sie die Songs »War Machine« und »Mama Told Me Better« vom neuen Album »Beat The Devil’s Tattoo« intonierten. »BRMC«, gegründet 1998 in San Francisco, sehen sich der alten Blues- und Rocktradition verpflichtet, verarbeiten aber genauso Punkmusik, die sie mit zeitgenössischen Themen aufladen. Ihr Markenzeichen sind ein wuchtiger und grooviger Bass von Robert Been, der sehr schön mit der Hardrock- und Fuzz-Gitarre von Peter Hayes korrespondiert.

Songs wie »Red Eyes And Tears«, »Love Burns« und »Spread Your Love« von ihren ersten Scheiben sind richtige kleine Hymnen geworden und regten das Publikum zum Mittanzen und Springen an. Doch auch der Weiterentwicklung der Band wurde Rechnung getragen – etwa als nach den elektrifizierten Power-Songs durch den Einsatz von akustischen Gitarren, Mundharmonika oder dem Klavier der Fuß von Gaspedal genommen wurde. Aber selbst bluesig-rockige Nummern wie »Weapon Of Choice« und »Shuffle Your Feet« entfalteten eine ungeheure Wucht, wurden doch die halbakustischen Songs von der neuen Schlagzeugerin Leah Shapiro kraftvoll vorangetrieben.

Das einzige Manko ergab sich durch den massiven Einsatz von mindestens neun Songs der neuen Scheibe: Was für »BRMC« eine willkommene Abwechslung sein mag, was nach altbekannter Art groovte, einen umschlich und lockte, wollte bei Songs wie »River Styx« und »Shadow’s Keeper« nicht so recht verfangen. Die Stimmung kochte aber bei Knallern wie »Whatever Happened To My Rock’n’Roll« und »Six Barrel Shotgun« sofort wieder hoch.

Und das Beste dabei war: Die Band war in Spiellaune. Nach zwei langen Zugabeblöcken und über zwei Sunden Spielzeit verabschiedete sich die Gruppe in einem Meer von grünen Laserpunkten zu ihrer Aftershowparty.

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