Atomkraft wird nicht gebraucht

Umwelt-Sachverständigenrat: Die Brücke zu Erneuerbaren steht bereits

  • Steffen Schmidt
  • Lesedauer: 2 Min.
Die von der Regierung geplante Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke ist nach Ansicht des Sachverständigenrates der Bundesregierung für Umweltfragen (SRU) unnötig, um Deutschland bis 2050 komplett mit Strom aus umweltfreundlichen Quellen wie Wind und Sonne zu versorgen können.

»Deutschland kann im Jahr 2050 zu hundert Prozent klimaschonend mit Strom aus erneuerbaren Energien versorgt werden«, erklärte der SRU-Vorsitzende Martin Faulstich am Mittwoch im Umweltausschuss des Deutschen Bundestages. Die Experten stellten in dem Gremium Szenarien für eine regenerative Stromversorgung in Deutschland vor. SRU-Energieexperte Olav Hohmeyer erteilte damit dem Vorhaben der Bundesregierung aus Union und FDP eine Absage, die AKW-Laufzeiten als »Brücke« in das Zeitalter der erneuerbaren Energien zu verlängern. »Für die Übergangszeit sind weder Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke noch neue Kohlekraftwerke erforderlich«, erklärte Hohmeyer. »Die Brücke zu den erneuerbaren Energien steht bereits.«

Damit konterkariert der SRU auch die bereits einen Tag vorher von Umweltverbänden und Öko-Energieunternehmen kritisierte Studie, die im Auftrag der Bundesregierung den volkswirtschaftlichen Nutzen einer Laufzeitverlängerung für AKW belegen soll. In seiner Stellungnahme zur Anhörung macht der SRU klar, dass eine dauerhaft nachhaltige, klimafreundliche Stromversorgung langfristig nur auf der Basis erneuerbarer Energien sichergestellt werden. Andere CO2-arme Technologien, wie die Kernenergie oder die CO2-Abscheidung und Speicherung (CCS) halten die Experten langfristig nicht für nachhaltig. Wegen der gegensätzlichen Anforderungen an Netze und Speichertechnik seien eine Laufzeitverlängerung für AKW und der Neubau großer Kohlekraftwerke unvereinbar mit dem von der Bundesregierung proklamierten und für den Klimaschutz notwendigen Ausbau der erneuerbaren Energiequellen, die in Europa »den heutigen und auch den zukünftigen Strombedarf um ein Vielfaches« übersteigen. Der SRU erwartet zudem, dass bei einer Umstellung auf erneuerbare Energiequellen die Kosten für die Verbraucher sinken.

Die Opposition fühlt sich vom SRU bestätigt. »Die Energiepolitik der Bundesregierung verschleudert Volksvermögen. Denn jetzt steht's im Stammbuch: Laufzeitverlängerungen sind genauso ökonomischer Unfug wie neue Kohlekraftwerke mit CO2-Abscheidung. Beides verteuert die alternativlose Umstellung auf Sonne, Wind und Wasser«, kommentierte die umweltpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Eva Bulling-Schröter, die SRU-Stellungnahme.

Der SRU berät seit 1971 die Bundesregierung in der Umweltpolitik.

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