Wiedersehen mit Angela Davis

Die US-amerikanische Bürgerrechtlerin ist am Wochenende Ehrengast beim Fest der Linken in Berlin

»Eine Frau schreibt Geschichte« heißt das neueste Buch über Angela Davis. Verfasser ist der einstige ND-Auslandskorrespondent Klaus Steiniger. Wie kaum eine Zweite wurde die 1944 in Birmingham (Alabama) geborene Bürgerrechtlerin zur internationalen Symbolfigur der linken, der schwarzen und der Frauenbewegung. Sie kämpfte und kämpft gegen Rassismus und für die Rechte politischer Gefangener. Vom FBI auf die Liste der zehn gefährlichsten Verbrecher der USA gesetzt, wurde sie 1970 verhaftet und verbrachte 16 Monate in Untersuchungshaft. Aufgrund einer Anklage wegen Verschwörung, Kidnapping und Mord drohte ihr die Todesstrafe. Der infame Vorwurf löste weltweit eine große Solidaritätswelle aus. Schulkinder in der DDR schickten der jungen Kommunistin Millionen Postkarten mit selbstgemalten Rosen ins Gefängnis. 1972 musste sie von allen Anklagepunkten freigesprochen werden. Angela Davis, die Französisch, Philosophie und Soziologie u. a. bei Herbert Marcuse in Massachusetts und bei Adorno, Horkheimer und Habermas in Frankfurt am Main studiert hat, lehrt heute noch als Professorin an der Universität von Kalifornien in Santa Cruz. Die renommierte Autorin ist Sprecherin der Kampagne gegen die Todesstrafe. Am Wochenende wird sie Ehrengast beim diesjährigen Fest der LINKEN in der Berliner Kulturbrauerei sein und sich am Sonnabend (15 Uhr) auf der ND-Live-Bühne mit Gregor Gysi unterhalten. Unser New Yorker Mitarbeiter Max Böhnel hat Angela Davis vor ihrer Abreise befragt.

ND: Viele von uns erinnern sich noch an Bilder von Ihrer Freilassung aus dem Gefängnis. Welche Bedeutung hatte für Sie die damalige Solidaritätsbewegung in der DDR?
Davis: Die von der DDR organisierte Kampagne für meine Freiheit entfaltete nicht nur eine große politische Wirkung, sondern hat mich und alle, die für meine Freiheit kämpften, auch persönlich sehr bewegt und geprägt. Wir erhielten aus der DDR mehr Briefe, Postkarten und Banner als aus jedem anderen Land. Als ich in Einzelhaft war, bestand meine einzige Verbindung mit der Außenwelt oft in den Postkarten, die mir ostdeutsche Kinder im Rahmen der Kampagne »Eine Million Rosen für Angela« geschickt hatten.

Jede einzelne dieser Karten brachte mich zum Lächeln. Ich wusste, dass ich dem Staat nicht alleine gegenüberstand. Und obwohl der geschworen hatte, mich dreier Kapitalverbrechen schuldig zu sprechen, gab es in der DDR Schüler und Schülerinnen, die keine Angst davor hatten, sic...



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