Lebens heilige Einfalt
Morgen vor hundert Jahren wurde der Grafiker und Zeichner Arno Mohr geboren
Schwierig, auf höchste Gipfel zu gelangen. Nicht minder aufreibend: auf den Punkt zu kommen. Arno Mohrs Zeichnungen kommen – genau dahin. Er ist der Punktgenaueste. Unersättlich im Verzicht. Er lässt weg? Nein, er lässt nicht zu. Er lässt dem Unwesentlichen keinen Raum, keinen Spalt, es hat einzudringen keine Chance. Was von ihm erzählt werden soll, geht mit raffiniertester Vergröberung und ebenso raffiniertester Verbindung von Abbild und Abstraktion auf den Strich. So dass der Betrachter ahnt, welch langes Leben vonnöten sein muss, damit mit der Radiernadel eine Kinderzeichnung entstehen kann.
Arno Mohr, den 1910 in Posen Geborenen, habe ich mir immer vorgestellt als Großvater im Film, schon, da er weit jünger war, als es Großväter mithin sind. Als Heinrich Zille oder Otto Nagel seine Großväter hätten sein können. Die großen Väter, die Kumpel im Geist aus den dunklen, schmutzigen Berliner Gegenden. Welt, wo sich heilige Einfalt ...
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