Ein gewaltiges Laboratorium

Erstmals etablierte sich in einem lateinamerikanischen Land die Volksmacht

  • Johnny Norden
  • Lesedauer: ca. 4.0 Min.

Er war der erste bekennender Marxist, der in einem kapitalistischen Land aus bürgerlich-demokratischen Wahlen als Sieger hervorging und die Regierungsgeschäfte übernehmen konnte. Sein Wahlprogramm, das Programm der in der Unidad Popular zusammengeschlossenen Parteien, zielte – ausgehend von der chilenischen Verfassung – auf eine sozialistische Revolution. Der Wahlerfolg der Unidad Poplular am 4. Septmber 1970 erfuhr Aufmerksamkeit in der ganzen Welt – und er verdient diese noch heute.

Vor 40 Jahren: Wahlsieg der Unidad Popular in Chile. Salvador Allende wird Präsident
Vor 40 Jahren: Wahlsieg der Unidad Popular in Chile. Salvador Allende wird Präsident

Die Grundidee des Programm war einfach und überzeugend: Dem Großkapital sollte die ökonomische Verfügungsgewalt über die wichtigsten Produktionsmittel entzogen und damit seine politische Hegemonie gebrochen werden. Auf dieser Basis sollten Sozialreformen möglich sein, die den Unterprivilegierten zu Gute kommen würden. Allende hatte wiederholt klargestellt, dass es seiner Regierung um das Erreichen derselben strategischen Ziele wie in der russischen und der kubanischen Revolution ging. Aber sie sollten unter Nutzung der bürgerlich-demokratischen Traditionen seines Landes, ohne Bürgerkrieg und Blutvergießen erreicht werden. Durch konsequente Erfüllung der Wahlversprechen sei die Mobilisierung der einkommensschwachen Schichten zu erreichen. Somit erhielte die Regierung auch die nötige Massenbasis im Kampf gegen jeden Widerstand. Damit war ein politisches Laboratorium eröffnet, wie es seinesgleichen bislang nicht gab.

Die Lehren des chileni...


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