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Bildungsrauschen

Stigmatisierungsfalle Hartz IV

  • Lesedauer: 3 Min.

Nun ist es raus. Am 28. September 2010 hieß es auf www.tagesschau.de/inland/hartz198.html: »Der Regelsatz für Kinder hätte nach der Neuberechnung eigentlich sinken müssen, soll aber aus Vertrauensschutz bei künftigen Erhöhungen nur abgeschmolzen werden, sagte von der Leyen.« Zusätzlich erhielten Hartz-IV-Familien ein Bildungspaket, bestehend aus: einem Schulbasispaket von 100 Euro für Anschaffungen; einem Gutschein über insgesamt 30 Euro für eintägige Ausflüge; 2 Euro pro Mahlzeit für Mittagessen; externer Nachhilfe bei »objektiven Schulproblemen«, zu genehmigen über das Jobcenter; Gutscheinen bis zu 120 Euro pro Jahr und Kind für Sportvereine, Musikunterricht, Freizeitaktivitäten einschließlich Ferien, die vom Jobcenter ausgestellt und dann von den Vereinen bei den Jobcentern eingelöst werden.

Die Neuregelung von Hartz IV war am 26. September auch Thema bei Anne Will im TV und auf annewill.blog.ndr.de. robbi fand: »es wird so getan, als ob alle hartz4ler mit kindern den anteil für ihre kinder eh nur versaufen würden. die realität sieht doch so aus, dass die meisten (...) sich selbst gar nix mehr leisten, um wenigsten ihre kinder einigermaßen so auszustatten, dass sie nicht direkt dieser staatlich gewollten stigmatisierung in kindergärten und schulen anheim fallen. geil für 'nen jugendlichen, wenn er sich in 'nem verein mit 'ner hartz4gutscheinkarte anmelden soll. (...)« Am 27. September fragte R. Wenzel: »Viele Kinder wollen nicht in Vereine, weil die Strukturen verkrustet sind, in vielen Dörfern gibt es (auch keine). Kindern und Jugendlichen werden 11,23 Euro für Fahrtkosten zugestanden, wie sollen sie da an weiterführende (Schulen) gehen, wenn die in der nächsten Stadt liegen und die Fahrkarte monatlich über 50 Euro kostet?« Bürger meinte: »(...) dass solche kinder in einen verein oder in eine musikschule können, ändert nicht, dass sie sich das Zubehör wie Sportschuhe, Kleidung, Musikinstrumente und Bücher nicht leisten können – oder wie jemand zuvor sagte: |dass ein kind nun kostenlosen zugang zum zoo hat, ändert trotzdem nichts daran, (...) dass sich das (die Eltern) nicht leisten können‹. Viele können sich nicht mal ›normale‹ dinge wie winterjacken oder winterschuhe leisten (...). Ich finde es beschämend, wie Frau Ministerin von h4empängern spricht. Soll sie doch bitte diesen kindern, die jeden tag zur Arche gehen, um eine warme mahlzeit zu bekommen, so ins gesicht lachen!«

Tags zuvor zitierten »Die schlesischen Weber« von Heinrich Heine: » ›Deutschland, wir weben dein Leichentuch/Wir weben hinein den dreifachen Fluch (...) Ein Fluch dem König, dem König der Reichen/Den unser Elend nicht konnte erweichen/Der den letzten Groschen von uns erpreßt/Und uns wie Hunde erschießen läßt (...) Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch/Wir weben hinein den dreifachen Fluch/Wir weben, wir weben!'« Lena Tietgen

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