Bout ausgeliefert

Mutmaßlicher Waffenhändler an USA übergeben

  • Lesedauer: 2 Min.

Bangkok/Moskau (dpa/ND). Der mutmaßliche Waffenhändler Viktor Bout (43) ist nach jahrelangem juristischen Tauziehen von Thailand an die USA ausgeliefert wurden. Der als »Händler des Todes« berüchtigte Russe soll sich vor einem Gericht verantworten. Sechs USA-Beamte nahmen Bout am Dienstag am Militärflughafen Don Muang im Empfang und verließen das Land mit ihm in einem gecharterten Kleinflugzeug. Das bestätigte der zuständige Polizeichef. Bout soll Staaten und Rebellen rund um den Erdball mit Waffen versorgt haben. Er war 2008 in Bangkok nach einer verdeckten Aktion amerikanischer Agenten festgenommen worden.

Wohin das Flugzeug mit Bout an Bord flog, wollte auch die USA-Botschaft in Bangkok nicht sagen. Bout hat stets alle Vorwürfe abgestritten. Der ehemalige Offizier der Sowjetarmee war Vorbild für die Hauptrolle im Kinofilm »Lord of War« (Händler des Todes) mit Nicolas Cage. Moskau kritisierte die Auslieferung scharf. Die Entscheidung der Behörden sei auf »beispiellosen politischen Druck« der Regierung zustande gekommen und gesetzwidrig, sagte Außenminister Sergej Lawrow nach Angaben der Agentur Interfax. »Alles wurde hastig und heimlich abgewickelt, wie Diebe das machen«, sagte Bouts Frau Alla.

USA-Agenten hatten Bout vor zweieinhalb Jahren in Bangkok eine Falle gelockt. Sie gaben sich als Zwischenhändler für die kolumbianischen FARC-Rebellen aus, die Boden-Luft-Raketen und Gewehre kaufen wollten. Nachdem der Russe sich in den vermeintlichen Verhandlungen selbst belastet hatte, schnappten die Handschellen zu. Weil es in dem Gespräch um den Abschuss von US-Flugzeugen ging, ist er wegen Unterstützung einer Terrororganisation und Verschwörung zur Ermordung amerikanischer Staatsbürger angeklagt.

Bout hat sich stets als sauberer Geschäftsmann ausgegeben. Er habe von 1993 bis 2001 ganz normale Frachtgeschäfte abgewickelt und nie mit Waffen gehandelt, sagte er nach seiner Festnahme. »Das alles ist eine einzige Erfindung der USA«, meinte er.

Das juristische Tauziehen um die Auslieferung dauerte über zweieinhalb Jahre. Sowohl die USA als auch Russland sollen Druck auf Thailand ausgeübt haben. Ein Gericht lehnte den Auslieferungsantrag zunächst ab. Im August wurde das Urteil revidiert.

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