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Klimawandel facht Waldbrände an

Feuer in nördlichen Breiten setzt auch den im Boden gebundenen Kohlenstoff frei

  • Walter Willems
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Erderwärmung führt in den nördlichen Regionen zu immer größeren und heftigeren Flächenbränden. Die Feuer setzen einer Studie zufolge den im Boden gebundenen Kohlenstoff frei und pumpen damit wesentlich größere Mengen klimaschädlicher Gase in die Atmosphäre als bisher angenommen. Damit kurbeln sie den Treibhauseffekt zusätzlich an. Der Klimawandel drohe gerade auf der Nordhalbkugel in einen Teufelskreis zu münden, warnen die Biologen im Magazin »Nature Geoscience« (online, DOI: 10.1038/ NGEO1027).

Allein in den vergangenen zehn Jahren hat sich die verbrannte Waldfläche in Alaska verdoppelt. Zu diesem Ergebnis kommt ein nordamerikanisches Forscherteam um die Biologin Merritt Turetsky von der kanadischen Universität Guelph, das Wald- und Moorfeuer in Alaska von 1950 bis 2009 untersuchte. Als ob das nicht schon beunruhigend genug wäre, fanden die Wissenschaftler bei der Analyse von knapp 180 Fichtenwald- und Moorarealen, auf denen kurz vorher Feuer gewütet hatten, noch ein weiteres Phänomen. Je weiter die Brände um sich gegriffen hatten, desto tiefer hatten sie sich auch in die Erde gegraben, teilweise fast 30 Zentimeter unter die Oberfläche.

Dieser Tiefeneffekt hat gravierende Folgen. Denn in den oberen Bodenschichten hat sich im Lauf der Jahrtausende enorm viel Pflanzenmaterial abgelagert. Die Feuer setzen diese ungeheuren Mengen Kohlenstoff schlagartig frei. Aus den verbrannten Böden entwich der Studie zufolge weit mehr Kohlenstoff in die Atmosphäre, als während eines Jahrzehntes gespeichert wurde.

»Bei Großfeuern denken die meisten Menschen an brennende Bäume, aber ein Waldbrand nährt sich vor allem von Pflanzenresten, Moos und den im Boden gelagerten organischen Stoffen«, erläutert Turetsky. »Diese Ergebnisse sind deshalb so beunruhigend, weil etwa die Hälfte des weltweit in Böden gebundenen Kohlenstoffs im nördlichen Permafrostboden und in Mooren steckt.«

Die Großbrände schädigen allerdings nicht nur die Natur, sondern auch ganz direkt die menschliche Gesundheit: Denn der Rauch enthält mit Quecksilber und Feinstaub reichlich Stoffe, die Atembeschwerden verursachen können. »Wir hoffen, dass die Menschen den Ernst des Klimawandels für die nördlichen Regionen und die dort lebenden Menschen erkennen«, sagt Turetsky, auch mit Blick auf den Weltklimagipfel im mexikanischen Cancún.

Die Studie bestätigt laut Koautorin Jennifer Harden vom US Geological Survey, dass die Nordhalbkugel besonders stark unter der Erderwärmung leidet. »Das umfasst längere schneefreie Jahreszeiten, Veränderungen der Vegetation, das Schmelzen von Eis und Permafrostböden und jetzt die Brände, die diese Naturräume von Kohlenstoffspeichern in Kohlenstoffquellen umwandeln«, sagt sie.

Die Studie belegt nach Ansicht von Untersuchungsleiterin Turetsky, dass das Szenario des Klimawandels zu eskalieren droht. »Die Erwärmung führt zu größeren und heftigeren Feuern, die wiederum mehr Treibhausgase freisetzen und noch höhere Temperaturen verursachen.«

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