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Kultur ohne Kredit

Das Haus der Kulturen der Welt stellte sein Jahresprogramm vor

  • Tobias Riegel
  • Lesedauer: 2 Min.
Als eine der letzten Veranstaltungen des Jahres im Haus der Kulturen der Welt findet vom 8.-19. Dezember das Filmfestival Première Brasil mit Neuproduktionen aus Brasilien statt. Gezeigt wird auch »A Vida é um Sopro«.
Als eine der letzten Veranstaltungen des Jahres im Haus der Kulturen der Welt findet vom 8.-19. Dezember das Filmfestival Première Brasil mit Neuproduktionen aus Brasilien statt. Gezeigt wird auch »A Vida é um Sopro«.

Auf das Haus der Kulturen der Welt (HKW) kommen scheinbar Zeiten des Rechtfertigungsdrucks zu. Nicht nur, dass das Budget des renommierten Forums für vor allem außereuropäische Kulturen gerade vom Auswärtigen Amt um 250 000 Euro beschnitten wurde. Bei der gestrigen Vorstellung des HKW-Programms für 2011 klang zudem bereits an, wogegen die Kulturmacher in der Schwangeren Auster im Berliner Tiergarten künftig werden argumentieren müssen: »Vielleicht sollten sie Ihr Programm in Zeiten des Sparens etwas populärer gestalten«, regte forsch etwa die Mitarbeiterin einer Nachrichtenagentur an.

Kultur hat momentan offenbar auch bei einigen Meinungsmachern jede Kreditwürdigkeit verloren. Wie die Programmchefs des Öffentlichen Rundfunks sah sich HKW-Intendant Bernd M. Scherer denn auch gezwungen, Selbstverständliches klarzustellen. »Gerade weil wir staatlich gefördert sind, sind wir verpflichtet, ein Programm jenseits des kommerziellen Mainstreams zu produzieren«, erklärte er mit Engelsgeduld. Allerdings nicht ohne zuvor mehrfach die Höhe eben jener Förderung begründen zu müssen – mit dem staatstragenden Auftrag, dem riesigen Haus, dem künstlerischen Anspruch, der Masse der Veranstaltungen sowie Sonderposten wie Flügen und Übersetzungen.

Im Gegensatz zu den Kollegen von ARD und ZDF jedoch handelt das Haus der Kulturen der Welt mit seinem neuen Programm immerhin größtenteils (noch) nach den eigenen hehren Grundsätzen des Bildungsauftrags. Zwar stehen die einzelnen Programmpunkte des HKW wegen der Budget-Kürzungen unter Vorbehalt, zwar wird, sollten keine Alternativgelder aufgetrieben werden, das Festival Worldtronics abgesagt. Vielversprechend ist es aber allemal, was das einzige Mehrspartenhaus Deutschlands 2011 auf die Beine stellen will.

Da sind vor allem die großen Festivals zu nennen. Die Transmediale präsentiert vom 1.-6.2. Kunst und digitale Kultur, In Transit wird vom 15.-19.6. das neueste aus der internationalen Performance-Szene zeigen. Über Lebenskunst setzt sich vom 17.-21.8. mit dem Spannungsfeld aus Kunst und Nachhaltigkeit auseinander, im Rahmen der Asien-Pazifik-Wochen vom 6.9.-17.10. wird Filmemacherin Ulrike Ottinger mit der Ausstellung Floating Food das gesamte HKW bespielen. Sollte es trotz Geldknappheit stattfinden, werden bei Worldtronics vom 30.11.-4.12. die neuesten Klänge aus der Welt der elektronischen Musik zu hören sein.

Daneben beschäftigt sich eine Ausstellung mit dem »Traum vom Fliegen – The Art of Flying« (4.3.-8.5.), stellt das Labor Berlin ausländische in Berlin arbeitende Künstler vor, steht im Januar das Thema »Deutschlands Muslime und Europäischer Islam« auf dem Programm, wird ein Literaturpreis verliehen und Teile der Berlinale ausgetragen. Der Juli steht ganz im Zeichen des 10. Jahrestags der Anschläge vom 11. September 2001 und deren weitreichenden Folgen für die Welt.

Programm unter www.hkw.de

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