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Der Zweite

Kristinn Hrafnsson - der Journalist ist Sprecher von Wikileaks.

  • Lesedauer: 2 Min.

Für die »Bild« ist Kristinn Hrafnsson schon in den Rang eines Outlaws aufgestiegen. »Steuert dieser Isländer den Cyber-Krieg?«, fragte das Blatt vor wenigen Tagen in großen Lettern. Zwar wies die Gruppe »Anonymous«, die zu den Attacken gegen die Internetseiten von Wikileaks-Gegnern aufgerufen hatte, jegliche Verbindung zu Wikileaks zurück, aber der zweite Mann hinter dem verhafteten Julian Assange bei der Enthüllungs-Plattform dürfte zunächst als öffentlich Gebrandmarkter gelten.

Im Gegensatz zu Wikileaks-Gründer Assange entstammt Hrafnsson der klassischen Medienwelt. Vor seinem Engagement für Wikileaks hat er als Journalist für das isländische Fernsehen gearbeitet. Sein Erweckungserlebnis war der Zusammenbruch der isländischen Kaupthing Bank in der Folge der weltweiten Finanzkrise. Er wurde in der »Icelandic Modern Media Initiative« (IMMI) aktiv, die sich Anfang dieses Jahres erfolgreich für eine weitgehende Liberalisierung des isländischen Mediengesetzes stark machte. Auf Initiative der IMMI verabschiedete das Parlament in Reykjavik ein Gesetz, das nicht nur Bürgern den Zugang zu Dokumenten und Informationen von Ämtern sowie den Quellenschutz von Journalisten gewährt, sondern darüber hinaus Enthüllungs-Plattformen wie Wikileaks vor juristischer Verfolgung schützt. Zu seinen größten »Coups« gehört die Veröffentlichung des Bordvideos eines US-Kampfhubschraubers, auf dem zu sehen ist, wie unbewaffnete Zivilisten in Irak durch die Besatzung des Helikopters getötet werden. Die Veröffentlichung der Aufnahmen durch Wikileaks machte die Internet-Plattform schlagartig weltweit zur Nummer eins unter den Enthüllungs-Gruppierungen.

Mit der Verhaftung von Assange rückte der isländische Enthüllungsjournalist in die vorderste Medienfront. Mehrfach hat er in den vergangenen Tagen dementiert, dass Wikileaks durch die Abwesenheit Assanges in Chaos gestürzt worden sei. Durch die Kündigung von Dienstleistungen diverser Firmen wie MasterCard, Visa oder PayPal sei die Arbeit allerdings schwerer geworden. Hinter dem Vorgehen der Unternehmen vermutet Hrafnsson politischen Druck seitens der US-Regierung. Jürgen Amendt

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