Kratzen an der Tonnenideologie

Enquete-Kommission »Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität« tagte am Montag erstmals / Fehlerhafter Statistik-Indikator oder gar ein verfehltes Wachstumsmodell?

Über das Wirtschaftswachstum wie auch seine Messung wird kontrovers debattiert. Alternative Konzepte stecken aber noch in den Kinderschuhen.

Ein alltäglicher Unfall: An einer Straßenkreuzung stoßen zwei Pkw zusammen, weil es ein Fahrer mit der Vorfahrtsregel nicht so genau nahm. Die Fahrzeuge werden beschädigt, ein nicht angeschnallter Beteiligter trägt Prellungen davon, auslaufendes Benzin verschmutzt die Stelle. Ein unerfreuliches Ereignis, doch Statistiker widersprechen: Es hat die Wirtschaftsleistung, offiziell gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP), erhöht. Abschleppdienste, Werkstätten, Straßenreiniger, Ärzte, Apotheken und – wenn sich ein Betroffener einen neuen Pkw kauft – auch Autohersteller, Zulieferer und Rohstofflieferanten freuen sich über steigende Umsätze, die allesamt in die Messung des BIP einfließen.

Was als skurriles Statistikversehen erscheinen mag, weist auf grundlegende Schwächen des gängigen Wohlstandsindikators hin. Die Zunahme von Unfällen sorgt ebenso für BIP-Wachstum wie das Abholzen der Wälder samt industrieller Verarbeitung oder der ...


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