Papst macht Premier die Hölle heiß

»Schwächung« ethischer Werte beklagt

  • Lesedauer: 2 Min.
Jetzt verstärkt auch Papst Benedikt XVI. den Druck auf den in einen Sexskandal verstrickten italienischen Regierungschef Silvio Berlusconi.

Rom (dpa/ND). Ohne Berlusconi zu erwähnen rief Benedikt am Freitag in Rom die Gesellschaft und die öffentlichen Institutionen dazu auf, zu ihren moralischen Wurzeln zurückzukehren. In einer Audienz für das römische Polizeipräsidium klagte der Papst nachdrücklich über eine »gewisse Schwächung« ethischer Werte und im moralischen Verhalten.

Gesellschaft und öffentliche Institutionen sollten den ethischen und juristischen Grundsätzen eine neue Festigkeit geben, verlangte der Pontifex. »In unserer Welt herrscht der Eindruck vor, dass es an moralischem Konsens fehlt und die Grundlagen des sozialen Lebens in der Folge nicht richtig funktionieren können.«

Am Vortag hatte sich Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, die rechte Hand des Papstes, konkret zu Berlusconi geäußert und zu einer strengeren Moral aufgerufen. Dass sich Berlusconi auch den Zorn des Vatikans zugezogen hat, dürfte dem konservativen Regierungschef wegen der katholischen Wählerschichten ungelegen kommen. Der Heilige Stuhl rufe alle, die in öffentlicher Verantwortung stehen, zu mehr Moral und legalen Verhalten auf, wurde Bertone am Donnerstag deutlich.

Der 74-jährige Regierungschef wird von der Staatsanwaltschaft in Mailand verdächtigt, eine Reihe junger Mädchen gegen Bezahlung zu orgienhaften Festen und Nächten in seine Villa Arcore bei Mailand eingeladen zu haben, darunter die damals noch minderjährige »Ruby«. Berlusconi will sich nicht den ermittelnden Staatsanwälten in Mailand stellen, weil diese in der Sache überhaupt nicht zuständig seien. Vor den Ermittlern begann auch das 27-jährige Escort-Mädchen Nadia Macri auszusagen. Sie will von Berlusconi 5000 Euro für Sex erhalten haben.

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