Rettung von der Resterampe

Vor dem heutigen 137. Revierderby in Dortmund sorgen Schalkes Transfers für Aufregung

  • Mark Wolter
  • Lesedauer: 3 Min.

Vor einem Revierderby reden die Fußballanhänger in Gelsenkirchen und Dortmund tagelang nur vom Kräftemessen der beiden ewigen Kontrahenten. Diesmal ist das anders. Nicht nur weil der sportliche Vergleich derzeit hinkt, sondern weil Felix Magath mal wieder gewütet hat – auf seiner Lieblingsspielwiese, dem Transfermarkt. Die Namen, die der Trainer und Manager des FC Schalke 04 dort am Montag noch aus dem Hut gezaubert hat, sorgten für viel Gesprächsstoff vor dem heutigen 137. Duell mit Borussia Dortmund.

»Das Transferkarussell dreht sich wieder heftig und mir ist ganz schwindelig«, kommentierte Magath etwas süffisant seine drei Verpflichtungen vom Montag: den iranischen Mittelfeldspieler Ali Karimi, den griechischen Stürmer Angelos Charisteas und den ghanaischen Defensivmann Anthony Annan. Weniger amüsiert reagierte die Fangemeinde, die dem Schalker Alleinherrscher Konzeptlosigkeit vorwarf, seine Transferpolitik als Amoklauf bezeichnete und seine jüngsten Einkäufe mit dem Wühlen in der Resterampe verglich.

Besonders von den eigentlich schon aufs Altenteil abgeschobenen Karimi (32 Jahre) und Charisteas (30) erwarten wenige Anhänger eine spürbare Besserung für den bisher enttäuschenden Tabellenelften, der schon jetzt rekordverdächtige 25 Punkte Rückstand auf den Rivalen aus Dortmund hat. »Die Kritik ist unangebracht. Wir haben die beiden geholt, um uns abzusichern«, verteidigte sich Magath, der in seinen anderthalb Jahren in Gelsenkirchen mittlerweile schon 40 neue Spieler verpflichtet und 15 davon gleich wieder aussortiert hat.

Der ehemalige Bayern-Spieler Karimi, der in den vergangenen Monaten für Steel Azin FC in seiner Heimat kickte, soll laut Magath »das Spiel aus dem Mittelfeld in den Angriff tragen«. Eine Aufgabe, die der im vergangenen Sommer für 13 Millionen Euro verpflichtete Jose Manuel Jurado scheinbar nicht zur ausreichenden Zufriedenheit des Trainers erfüllt. Dass der Iraner, der zuletzt arbeitslose Charisteas und der von Rosenborg Trondheim gekommene Annan dem FC Schalke schon gegen die perfekt harmonierende Dortmunder Mannschaft helfen können, ist in der Kürze der Zeit ohnehin nahezu ausgeschlossen.

Beim souveränen Tabellenführer schaut man dennoch vorsichtig auf den angeschlagenen Lieblingsgegner. »Aus einer negativen Erwartungshaltung kann man leichter positiv überraschen«, meinte BVB-Trainer Jürgen Klopp und auch der noch verletzte Kapitän Sebastian Kehl warnte seine Kollegen vor zu großer Leichtfertigkeit: »Der Spielverlauf wird nicht davon abhängen, wie beide Klubs in der Tabelle stehen.«

Das Selbstvertrauen bei den jungen Spielern der Borussia ist mittlerweile groß, auch wenn immer noch keiner von der Meisterschaft reden möchte. »Wir haben vor der Saison kein Ziel ausgegeben und sind damit bisher bestens gefahren«, meinte Mittelfeldantreiber Kevin Großkreutz, der es stattdessen anders formuliert. Er glaube, dass seine Mannschaft in der Rückrunde kein Spiel mehr verlieren werde. »Ich spüre doch, wie gut wir drauf sind«, ließ sich der 22-Jährige vor dem Derby entlocken.

Trainer Jürgen Klopp will die Euphorie in der Mannschaft nicht bremsen. Stattdessen erinnerte er zur Motivation noch mal an den 3:1-Hinrundenerfolg im September auf Schalke. Damals waren die BVB-Profis von ihren Fans auf dem Trainingsgelände mit Feuerwerk und Ovationen empfangen worden. »Das hat allen Spielern gezeigt, dass der Sieg im Derby etwas ganz Besonderes ist.«

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