Brennelementetransport abgesagt

Atomkraftgegner: »E.on fürchtet in Grohnde Zustände wie im Wendland«

  • Reimar Paul
  • Lesedauer: 2 Min.
Der Energiekonzern E.on hat am Dienstag den für das erste Quartal 2011 geplanten Transport plutoniumhaltiger Mox(Mischoxid)-Brennele- mente abgesagt. Bei der im Mai fälligen Revision soll der Reaktor stattdessen mit herkömmlichen Brennstäben bestückt werden.

Mit der noch fehlenden Transportgenehmigung begründet E.on die überraschende Absage eines Brennelementetransports von der britischen Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield zum AKW Grohnde in Niedersachsen Aufgrund der erforderlichen Vorlaufzeit von drei Monaten müsse der neue Reaktorkern nun ohne Mox-Brennelemente geplant und beantragt werden, erklärte eine Konzernsprecherin. Ob diese nun 2012 zum Einsatz kommen sollen, ließ E.on offen.

Atomkraftgegner werten die Absage als Erfolg ihres Widerstandes. Nach der Demonstration von rund 1000 Menschen am 15. Januar befürchte E.on in Grohnde offenbar »Zustände wie im Wendland«, sagte eine Sprecherin des Anti-Atom-Plenums Weserbergland: »Die Mox-Transporte könnten für E.on zum politischen Fiasko geraten.«

Die 16 in Sellafield bereits gefertigten Brennelemente enthalten nach Angaben der Atomkraftgegner insgesamt etwa 400 Kilogramm Plutonium. Bei einem Unfall des Transports mit längerem Brand oder starkem Aufprall könnten Plutonium-Partikel frei werden, warnen Umweltschützer. Schon ein Millionstel Gramm der radioaktiven Substanz könne eingeatmet Krebs erzeugen. Das Anti-Atom-Plenum erklärte, die Plutoniummenge reiche aus, um daraus 40 bis 50 Atombomben zu bauen.

Das beauftragte Frachtunternehmen Nuclear Cargos + Services hatte geplant, die Fracht per Schiff an die deutsche Nordseeküste zu bringen und dann auf Lastwagen weiterzutransportieren. Mehrere Städte hatten gegen den Umschlag über ihre Häfen protestiert. Rechtliche Klarheit, inwieweit Kommunen oder Länder wie Hamburg und Bremen von einer Bundesbehörde genehmigte Atomtransporte verhindern können, gibt es noch nicht.

Für den weiteren Betrieb des AKW Grohnde ist der Mox-Einsatz nicht notwendig. Der 1984 in Betrieb genommene Meiler an der Weser gehört zu 83,3 Prozent E.on und zu 16,7 Prozent den Stadtwerken Bielefeld. In der Anlage arbeiten rund 350 Männer und Frauen. Mit einer Leistung von 1360 Megawatt zählt Grohnde zu den größten deutschen AKW.

Die Atomkraftgegner planen unterdessen weitere Protestaktionen in Grohnde. Am Ostermontag, einen Tag vor dem 25. Jahrestag der Katastrophe von Tschernobyl, wollen Initiativen aus Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen die Abschaltung des AKW fordern.

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