Über 50 Tote in Jemen

Präsident Ali Abdallah Saleh gerät immer stärker in Bedrängnis

  • Lesedauer: 2 Min.
In Jemen ist die Opferzahl des Angriffs auf eine Oppositionskundgebung in der Hauptstadt Sanaa auf 52 gestiegen. Trotz des von Präsident Ali Abdallah Saleh verhängten Ausnahmezustands halten die Proteste an.

Sanaa (Agenturen/ND). Zur Trauerfeier für mehrere getötete Oppositionelle hat sich vor der Universität in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa am Sonntag eine riesige Menschenmenge versammelt. Auch die angrenzenden Straßen waren von zahlreichen Menschen gesäumt, die der am Freitag von regierungstreuen Milizionären erschossenen Aufständischen gedenken wollten, wie ein AFP-Reporter berichtete. Dem Augenschein nach handelte es sich um die größte Menschenansammlung seit dem Beginn der Proteste gegen Staatschef Ali Abdallah Saleh Ende Januar. Auf dem Platz hatten regierungstreue Bewaffnete am Freitag 52 Oppositionsanhänger erschossen und 126 weitere verletzt.

Während der Gedenkveranstaltung wurden mehrere Dutzend Särge mit Leichnamen durch die Menge bis zu einem Platz vor einem Krankenhaus getragen und dort aufgebahrt. Später wurden sie in einem langen Trauerzug zu einem mehrere Kilometer entfernten Friedhof gebracht. Die Demonstranten forderten laustark den Rücktritt des seit 32 Jahren regierenden Staatschefs. »Das Blut der Märtyrer wurde nicht umsonst vergossen«, skandierten sie.

Unterdessen verliert Saleh weiter an Unterstützung. Wegen des »grausamen Massakers« legte die Menschenrechtsministerin ihr Amt nieder. Sie trete zudem aus der Regierungspartei von Saleh aus, erklärte Huda al-Baan in der Nacht zum Sonntag in einer Mitteilung. Auch ihr Staatssekretär gab demnach sein Amt auf.

Baan ist nicht die erste Ministerin, die ihren Hut nahm. Als erstes Regierungsmitglied war Tourismusminister Nabil al-Fakih aus Protest gegen die massive Gewaltanwendung des Regimes zurückgetreten. Ihm folgte der Minister für Religion, Hammud al-Hattar. Auch der Generaldirektor der staatlichen Nachrichtenagentur Saba, Nasr Mustafa, und der jemenitische Botschafter in Beirut, Faisal Amin Abu al-Ras, traten aus dem selben Grund zurück.

Eine Gruppe religiöser Führer rief zum Ende der Gewalt auf. In einer Mitteilung forderten sie den Rückzug von Elitesoldaten und die Auflösung von Polizeieinheiten der Regierung. Der prominente islamistische Kleriker Abdul Madschid al-Sindani forderte Saleh auf, sein Amt an den Vizepräsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi abzugeben. Saleh hatte bislang nur zugestanden, bei den nächsten regulären Präsidentschaftswahlen in zwei Jahren nicht mehr zu kandidieren.

Die Opposition warf der Staatsführung vor, am Freitag bewusst Schusswaffen zur Auflösung der Proteste eingesetzt zu haben. Am Sonnabend gingen die Proteste trotz des am Freitag verhängten Ausnahmezustands weiter. Zehntausende Menschen versammelten sich im Zentrum von Sanaa. Auch aus anderen Landesteilen wurden am selben Tag Proteste gemeldet.

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