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Platz da! – für die Radfahrer

BUND fordert in einem Maßnahmenkatalog eine weitere Förderung des Velo-Verkehrs

Kaum läuten die ersten wärmeren Tage die Fahrradsaison ein, da meldet sich der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) zu Wort und insistiert darauf, dass Berlin eine Fahrradmetropole wird. Als untrügliches Argument hierfür verweist der Umweltverband auf eine jüngst veröffentlichte Senatsstudie, die einen ansteigenden Fahrradverkehr für die Hauptstadt belegt: 13,1 Prozent aller Wege werden im Jahresdurchschnitt mit dem Fahrrad zurückgelegt. Die vor sieben Jahren verabschiedete Berliner Radverkehrsstrategie zeigt offenbar Wirkung.
Ein gefährliches Unterfangen: Radfahren zwischen Baustelle und Linienbus am Alexanderplatz
Ein gefährliches Unterfangen: Radfahren zwischen Baustelle und Linienbus am Alexanderplatz

Auch der BUND zog gestern in seinem Büro vor Journalisten eine positive Zwischenbilanz: »Die Förderung der letzten Jahre greift«, meinte Martin Schlegel, Referent für Verkehrspolitik beim BUND Berlin. »Viele Maßnahmen, die wir seit 2005 gefordert haben, wurden inzwischen umgesetzt.« Die Bezirke richteten die ersten Fahrradstraßen in der Linienstraße in Mitte und in der Prinzregentenstraße in Schöneberg ein. Zudem wurde das Wegenetz für Radfahrer besonders in den Innenstadtbezirken ausgebaut.

Bei einer künftigen Förderung müsse man unterschiedliche Schwerpunkte setzen, damit die Maßnahmen Wirkung zeigen könnten, erklärte Tilo Schütz, Stadtplaner beim BUND. Die Senatsstudie offenbare nämlich große Unterschiede zwischen der Innenstadt und den Außenbezirken.

In den inneren Bezirken würden an vielen Orten die Radwege und -streifen für die vielen Fahrradfahrer nicht mehr ausreichen, sagte Schütz und forderte: »Diese müssen dem erhöhten Bedarf angepasst werden, um Konflikte und Gefahren abzubauen.« Außerdem müssten in der Innenstadt ausreichende Abstellmöglichkeiten am Wohnort und in Geschäftsstraßen geschaffen werden. Martin Schlegel regt deshalb einen Bedarfsschlüssel an: Dort, wo viele Radfahrer unterwegs seien, müssten sie auch vermehrt Stellplätze auf der Straße bekommen. Das Fahrrad würde somit unweigerlich den Autoverkehr verdrängen.

In den äußeren Bezirken dagegen sind die Radfahrer noch nicht so sehr auf dem Vormarsch. Dort wird das Fahrrad nur halb so oft benutzt, weil die Distanzen häufig groß sind. Der BUND regt daher eine kombinierte Nutzung von Rad und Bahn an. In einem »Bike-and Ride-System« sollen Bahnhöfe in Frohnau, Hermsdorf, Lichterade oder Mahlsdorf mit zusätzlichen Abstellplätzen eingerichtet werden, die sicher und wettergeschützt sind. Vor allem Pendler sollen angesprochen werden.

Der Maßnahmenkatalog, den der BUND für eine Förderung des Radverkehrs vorschlägt, ist umfangreich. Dass diese Lobbyarbeit allerdings auch nicht nur auf Zustimmung stößt, zeigt der bislang ungelöste Konflikt in der Kastanienallee in Prenzlauer Berg: Die Sanierungspläne des grünen Bezirksstadtrats Jens-Holger Kirchner sehen künftig mehr Platz für Radfahrer vor. In beiden Fahrtrichtungen soll für sie ein Angebotsstreifen auf der Straße entstehen. Dafür müssen jedoch die parkenden Autos auf den Gehsteig ausweichen. Das wiederum ruft Gewerbetreibende und Anhänger der Flaniermeile auf den Plan: Sie fürchten um das Flair der Allee.

Stadtauswärts mündet der Fahrradverkehr der Kastienallee zumeist in Kolonnen in die Schönhauser Allee. Dort verläuft der Radweg noch auf dem Gehweg, was gefährlich ist. Der BUND plädiert deshalb für eine Verlegung des Fahrradverkehrs auf die Straße. Damit würde der motorisierte Verkehr je Richtung eine Fahrspur verlieren. Proteste der Autofahrer dürften gewiss sein.

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