Bierbrauer vor weiteren Streiks

Tarifverhandlungen ergebnislos abgebrochen

  • Hans-Gerd Öfinger
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Konflikt um Lohnsenkungen und einen Niedriglohnbereich in bundesdeutschen Brauereien gärt weiter.

Ende vergangener Woche wurden die Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) und dem Arbeitgeberverband Deutscher Brauer-Bund über die Zukunft des Bundesrahmentarifvertrags (BRTV) für die rund 28 400 Beschäftigten deutscher Brauereien im hessischen Bad Soden-Salmünster ergebnislos beendet, nachdem der Brauerbund auf einer einseitigen Kündigung des BRTV beharrt hatte. Der BRTV regelt die Arbeitsbedingungen für die Betriebe der Branche. Falls sich auch bei den geplanten regionalen Verhandlungen keine Annäherung ergeben sollte, rechnen Gewerkschafter mit einer weiteren Verschärfung des Konflikts und der Einleitung einer Urabstimmung über einen unbefristeten Arbeitskampf.

»Der Deutsche Brauer-Bund will Beschäftigte erster und zweiter Klasse, er will keinen Schutz vor Outsourcing, den Wegfall der Leistungszulage und auch keine Beschäftigungssicherung«, kritisierte NGG-Vize Claus-Harald Güster. Das sei für seine Gewerkschaft nicht akzeptabel: »Wir wollen, dass gute Arbeit gerecht entlohnt wird.« Ziel des Arbeitgeberverbands sei eine systematische Aufspaltung der Beschäftigten in »Stammbelegschaften« und schlechter bezahlte »Randbelegschaften« und zudem die Einführung einer neuen Niedrigstlohngruppe. Außerdem beklagt die NGG die »Blockadehaltung« der Arbeitgeber bei weiteren Übernahmevereinbarungen für Auszubildende. Dabei zeichne sich auch in den Brauereien ein Facharbeitermangel ab.

Um den Druck im seit zwei Jahren schwelenden Tarifkonflikt um den BRTV zu erhöhen, hatten in den vergangenen Wochen die Belegschaften zahlreicher Brauereien bundesweit die Arbeit niedergelegt. Zu den bestreikten Betrieben gehören namhafte Biermarken wie Hasseröder, Beck's, Krombacher, Diebels, Dortmunder Actien, Jever, Gilde, Holsten, König, Spaten-Franziskaner, Dinkelacker und Stuttgarter Hofbräu. Die NGG spricht von einer »Beitrittswelle« nach den Warnstreiks und einem starken Zulauf von Neumitgliedern im Produktions- und Verwaltungsbereich. Vor dem Verhandlungsort in Bad Soden-Salmünster hatten am Donnerstag Arbeiter der Frankfurter Binding-Brauerei demonstriert, die nach der Nachtschicht angereist kamen.

Nach Aussagen von Gewerkschaftern herrschen im Arbeitgeberlager unterschiedliche Vorstellungen über das weitere Vorgehen im aktuellen Konflikt. So hätten bei Betriebsversammlungen in Brauereien etliche lokale Geschäftsführer eine tarifliche Abgruppierung von Teilen der Belegschaft »keinesfalls für richtig und sinnvoll« gehalten, heißt es in einer NGG-Erklärung. Einige der größeren Brauereien hätten ihren Fuhrpark schon längst an Fremdfirmen ausgelagert. Einigkeit bestehe im Unternehmerlager nur in der Zielsetzung, die Arbeitskosten etwa durch die Trennung von Kern- und Randbereich zu senken. Weil die Produktivität durch Personalabbau und steigende Arbeitsbelastung zugenommen habe, bringe die Absicht, Arbeit künftig schlechter zu bezahlen, jetzt das Fass zum Überlaufen, erklärte ein Betriebsrat auf ND-Anfrage.

Die Frage sei nicht ob, sondern wann weiter gestreikt werde, heißt es in einer NGG-Publikation: »Wenn die Arbeitgeber unbedingt Ärger brauchen, um wieder klar denken zu können, sollten sie sich nicht wundern, wenn ihnen die Belegschaften bald den Bierhahn abdrehen!«

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