Das libysche Sarajevo

  • Detlef D. Pries
  • Lesedauer: 1 Min.

Täglich berichten Frontkorrespondenten von toten und verwundeten Zivilisten in Misrata. Der Name der Stadt wird zum Inbegriff für das Leiden und Sterben im libyschen Bürgerkrieg. Schon wird Misrata mit Sarajevo verglichen. Nicht ganz zu Unrecht. Auch in der bosnischen Hauptstadt waren Zivilisten ins Kreuzfeuer der Bürgerkriegsparteien geraten – und wurden faktisch zu deren Geiseln. Auch in Sarajevo wurden die Opfer ausschließlich der einen Seite zugeschrieben. In Misrata kommen sie angeblich alle aufs Konto der Gaddafi-Krieger. Als kosteten NATO-Bombardements und das Feuer der Aufständischen, die als Bewaffnete nicht mehr Zivilisten sind, keine Menschenleben.

Wollte die »Koalition der Willigen« das Elend Misratas wirklich beenden, müsste sie sich zuerst und vor allem energisch um einen Waffenstillstand und um einen Friedensdialog bemühen. Stattdessen schicken die USA Kampfdrohnen. Großbritannien, Frankreich und Italien entsenden »Berater«, und Waffennachschub ist nach Aussagen der Rebellenführung in Bengasi auch vereinbart. So wird der Krieg angeheizt und das Leiden Misratas wird verlängert. Den Rebellen wird das Anlass sein, weiter jeden Dialog abzulehnen und noch mehr NATO-Unterstützung zu fordern. US-Senator John McCain nennt sie übrigens »Helden«. Ob er sich noch daran erinnert, dass der Vietnamkrieg, der für ihn als Gefangener in »Hilton Hanoi« endete, mit der Entsendung von USA-»Beratern« begann?

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