Vom Flüchtling zum »Mister Volleyball«

Stelian Moculescu sammelt seit 1977 Titel

»Ich überlege, noch zehn Jahre Trainer zu sein. Wenn sie mich hier nicht rausschmeißen«, scherzte ausgerechnet der Mann, der »Mister Volleyball« genannt wird und in seinem Metier als Deutschlands erfolgreichster Vereinstrainer gilt: Stelian Moculescu (Foto: dpa).

Ein Scherz einen Tag nach seinem 61. Geburtstag und in der Stunde eines weiteren Triumphes, als seine Männer vom VfB Friedrichshafen zum 12. Mal – und zum siebenten Mal in Folge – deutscher Meister wurden.

Nein, zur Ruhe setzen werde er sich jetzt nicht, auch nicht, wenn er ins Rentenalter eintritt. »Ein bisschen ausruhen? Vielleicht. Im Sommer werde ich mich verstärkt meiner Familie und auch wieder der rumänischen Nationalmannschaft widmen«, sagt der begeisterte Großpapa und ehrgeizige Golfer, der seit Weihnachten 2008 Rumäniens Männer-Nationaltrainer ist.

Der charismatische Stelian Moculescu, gebürtiger Rumäne, der 1977 seine Trainerlaufbahn in Deutschland als Spielertrainer beim TSV 1860 München begann, kann bis auf den heutigen Tag auf 17 deutsche Meistertitel als Spieler und Trainer verweisen. 15 mal gewann er mit Friedrichshafen den deutschen Pokal und 2007 die Champions League. Unter seiner Leitung als Bundestrainer (1987 bis 1990 und 1999 bis 2008) gelang den deutschen Männern nach 36 Jahren 2008 die Olympiateilnahme in Peking.

Das alles hätte sich Moculescu nicht träumen lassen, als der talentierte Zuspieler in Rumäniens Nationalteam am 11. September 1972 die Flucht ergriff. Rumänien war Tage zuvor in München Olympiafünfter geworden. Nun marschierte der 22-Jährige – nur mit Handtuch, Rasierzeug und Volleyballschuhen – vom Olympischen Dorf zum Treffpunkt mit dem bundesdeutschen Auswahltrainer, der ihm bei der »Flucht« half.

Moculescu arbeitete zunächst auf dem Bau und spielte nebenher Volleyball. »Das waren keine leichten Jahre, aber mein Glück war, dass meine Frau mich immer unterstützt hat, mit mir diesen Weg zu gehen.« Ein Weg ganz nach oben zum deutschen Erfolgstrainer, der später als »Geflohener« sogar an seine Wurzeln zurückkehrte. »Ich verdanke Rumänien viel, hier habe ich mein Handwerk gelernt«, sagt Moculescu, »aber es war schon ungewöhnlich, 2008 das Amt als rumänischer Nationaltrainer zu übernehmen.«

Ein Bekannter, so erzählt Moculescu, habe mal zu ihm gesagt: »›Du warst in deinem Leben zweimal mutig: einmal als du abgehauen, und dann, als du wieder zurückgekommen bist.‹ Vielleicht hat er Recht.«

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