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Außen hui – innen pfui

  • Annemarie Küfer
  • Lesedauer: 2 Min.

Unter dem Motto »125 Jahre Lebensfreude« feierte der Coca Cola-Konzern jüngst sein 125-jähriges Jubiläum. Der Getränkegigant zeigte sich von seiner besten Seite und und schickte strahlende »freiwillige« Mitarbeiter auf die Straßen, die durstigen Passanten das klassische Erfrischungsgetränk gratis überreichten. Doch hinter den Glitzerfassaden sieht die Realität anders aus.

Denn während das bundesdeutsche Coca Cola-Management euphorisch gestiegene Umsätze und »das beste Ergebnis seit vielen Jahren« verkündet, ging die Zahl der Beschäftigten 2010 um 200 zurück. 2011 soll dem Vernehmen nach die Produktion ohne Personalaufstockung bundesweit um acht Prozent gesteigert werden. Obwohl schon lange vor der heißen Saison Bestandsengpässe aufgetreten sind, wird die Produktionsstätte in Bendorf bei Koblenz demnächst stillgelegt. Die Ausgliederung von Betriebsteilen geht weiter. 2010 prangerten die Betriebsräte rund 29 000 Arbeitszeitverstöße an. Arbeitszeiten von mehr als zehn Stunden am Tag, die den Kundenfahrern zugemutet würden, führten nicht zu Neueinstellungen, sondern allenfalls zum vermehrten Einsatz externer Speditionen, beklagen Gewerkschafter. Zudem kritisieren die Betriebsräte den Plan, in den Produktionsstätten Geräte zur Erfassung und Auswertung von Stör- und Stillstandszeiten der Abfüllanlagen zu installieren. Sie befürchten eine automatisierte Leistungs- und Verhaltenskontrolle.

Coca Cola ist nicht das einzige Geburtstagskind. Schließlich wird auch der Autobauer Daimler 125 Jähre alt. Im Umgang mit seiner Belegschaft zeigte sich der schwäbische Weltkonzern großzügig. Er überwies insgesamt 125 Millionen Euro an die weltweit 260 000 Konzernbeschäftigten. Je nach Firmenzugehörigkeit seien dies bis zu 1000 Euro Prämie pro Mitarbeiter, so die Konzernzentrale. Unabhängig davon erhalten Tarifkräfte dieses Jahr eine Erfolgsbeteiligung von 3150 Euro.

Die Prämien für die Coca Cola-Beschäftigten sind bescheidener: 10 000 Handtücher, Schreibblöcke, Flaschenöffner und Kartons. »Unsere Beschäftigten wissen, dass ein 125-jähriger Geburtstag nicht durch Überweisung größerer Geldbeträge entweiht werden darf«, meint ein Betriebsrat sarkastisch.

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