Albträume

Bret Easton Ellis: »Imperial Bedrooms«

  • Lilian-Astrid Geese
  • Lesedauer: 2 Min.

Bret Easton Ellis' neuer Roman ist eine Fortsetzung seines Erstlings »Below Zero«, und es ist eine Geschichte der Angst: Nach 25 Jahren kehrt Drehbuchautor Clay aus New York nach Hollywood zurück. Im Gedächtnis die oberflächlichen 1980er, den exzessive Hedonismus seiner Jugend und das Unter-Null-Interesse an allem, was nicht das eigene Ego betraf. Die menschlichen Hüllen sind älter geworden, manche massiv geliftet. Emotional verändert scheinen sie kaum. Schockte Bret Easton Ellis, selbst Jahrgang 1964, in seinen früheren Büchern mit grausam detaillierten Beschreibungen erschreckender Gewalt, ist nun die frustrierende Erkenntnis sein Thema, dass sich die Fantasie der Menschen nicht wirklich gegen die Gespenster der Vergangenheit wehren kann. Es herrschen Apathie und Resignation. In Clays Apartment in der 15. Etage des Doheny Plaza spukt der Geist des jungen Vormieters, der sich dort das Leben nahm. Tot, weil brutal ermordet, ist auch der Produzent Kelly Montrose. Denn »Imperial Bedrooms« ist auch ein ziemlich spannender Krimi ...

Offenbar hat Bret Easton Ellis weder vom Provozieren, noch von Blut und Leichen genug. Das verstörende Grauen des scheinbar banalen Alltags obsiegt, was der Dämon auf dem Cover der amerikanischen Ausgabe übrigens schöner visualisiert als der harmlose Kussmund auf dem deutschen KiWi-Titel. Denn es geht hier weniger oder nur ganz an der Oberfläche um Sex, Liebe und Schönheit, sondern um das, was die New Economy-Generation zu fassen versucht und doch nicht fassen kann. Herrschaftliche Schlafzimmer in den oberen Etagen eleganter Wohntürme, in denen die Alpträume einen trotzdem einholen und häuten.

Bret Easton Ellis: Imperial Bed-rooms. Aus dem Amerikanischen von Sabine Hedinger. Kiepenheuer & Witsch. 215 S., geb., 18,95 €.

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