Kloses neuer Verein ist ein Skandalklub

Lazio Rom macht in Italien vor allem mit seiner rechten Fanszene von sich reden

  • Bernhard Krieger, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Miroslav Kloses neuer Arbeitgaber

Lazio Rom gehört mit zwei Meistertiteln, einem Europacupsieg und fünf Pokalsiegen zu den großen Fußball-Klubs in Italien. Die Freude über die Titel trübten aber immer wieder Skandale – und rechtsradikale Fans.

Lazios Vereinsfarben Weiß und Himmelblau stehen gemeinhin für Reinheit und Unschuld, die dunklen Flecken auf dem Image der Römer können sie aber nicht verdecken. Nicht fußballerische Erfolge, sondern seine teilweise rechtsradikalen Fans und die Verwicklung in Skandale prägen den Ruf des 1900 gegründeten Klubs.

Beim Wettskandal 1980 wurde die »Societa Sportiva Lazio« zum Abstieg in die Serie B, beim Ligamanipulations-Skandal 2006 zum Punktabzug verurteilt. Noch verheerender für den Verein sind aber die als Faschisten verrufenen Fans, die im Derby gegen den verhassten Lokalrivalen AS Rom im Olympiastadion immer wieder mit antisemitischen Parolen auffallen.

Vor etwas mehr als zehn Jahren war Lazio fußballerisch eine Macht. 1998 hatte der Klub den italienischen Pokal gewonnen, 1999 folgten der Europacup der Pokalsieger, der europäische Supercup und dann im Jahr 2000 die Krönung: Nach 1974 holte Lazio zum zweiten Mal die Meisterschaft und schaffte sogar das Double.

International aber wurde Lazio als Hort der Rechtsradikalen wahrgenommen. Die wenigen tausend »Irriducibili« (die »Unbeugsamen«), wie sich die Rechtsaußen-Fraktion der Lazio-Fans nennt, schaden bis heute dem Ruf des Vereins. Kritiker werfen ihm vor, zu wenig gegen den radikalen Bodensatz zu tun, andere haben eher Mitleid mit den Lazio-Bossen, die ihnen wie Geiseln ihrer eigenen Fans vorkommen. Dass sich Ex-Kapitän Paolo Di Canio im Olympiastadion gerne mal mit dem von Mussolini gepflegten »römischen Gruß« von den »Tifosi« verabschiedete, verbesserte Lazios Ruf auch nicht gerade.

Fußballerisch konnte Lazio ebenfalls nicht mehr an seine große Zeit zur Jahrtausendwende anschließen. 2004 und 2009 holten die Pokal-Spezialisten zwar noch mal die Coppa Italia, mussten aber den Lokalrivalen AS Rom immer mehr ziehen lassen. Jahrelang hatten sich Lazio und Roma ein Wettrüsten geliefert und Hunderte Millionen Euro für Stars ausgegeben, um sich gegenseitig auszustechen und den seit Jahrzehnten dominierenden Juventus Turin, AC und Inter Mailand den Schneid abzukaufen. Am Ende waren beide fast pleite. Der damalige Klub-Besitzer Sergio Cragnotti, der Lazio an die Börse geführt hatte, wurde wegen »betrügerischen Bankrotts« angeklagt, zwischenzeitlich inhaftiert und steht immer noch vor Gericht.

Der jetzige Präsident Claudio Lotito müht sich, den schuldenbelasteten Verein zu sanieren und dennoch mit Trainer Edoardo Reja vorne mitzuspielen. Miroslav Klose soll dafür die nötigen Tore schießen. Klose war Lotitos Wunschkandidat. Seit Karl-Heinz Riedle und Thomas Doll sowie dem Kurzgastspiel von Thomas Hitzlsperger vor einem Jahr haben deutsche Kicker einen guten Ruf bei Lazio.

Für Klose standen beim Wechsel die Perspektive und eine angebliche Stammplatzgarantie im Vordergrund. Bei Lazio kann der 33-Jährige nun regelmäßig auflaufen – und sich mit möglichst vielen Toren auf die EM 2012 in seinem Heimatland Polen einstimmen.

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