Die bunten Seiten der Bundeswehr

An der Strausberger Akademie für Information und Kommunikation wird erklärt, wie man im Internet wirbt

  • Michael Schulze von Glaßer
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Bundeswehr ist aufgewacht und macht sich fit, die neuen Medien für ihre Propaganda zu nutzen. Dazu holt sie sich Rat von Fachleuten.

Ende Juni wird die Bundeswehr zum zweiten Mal ihren »Govermedia« genannten Medienkongress veranstalten. An der Akademie für Information und Kommunikation (AIK) in Strausberg bei Berlin wollen die Militärs gemeinsam mit Kommunikationsexperten aus Wissenschaft und Wirtschaft über die digitale Welt und ihre Nutzung für die Bundeswehr sprechen. Auf der Veranstaltung wird es Vorträge zu »Online Kommunikation – Ausblick auf aktuelle Trends und Entwicklungen« und die »Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung« geben. Der Netzpolitik-Blogger Markus Beckedahl wird in seinem Vortrag bei der Armee den Fragen »Was wollen die Bürger? Was will die digitale Gesellschaft von den Behörden?« nachgehen. Und mit Blick auf die Umbrüche in Nordafrika wird eine Diskussion zum Thema »Facebook und Twitter: Instrumente für gesellschaftliche Revolution« den Abschluss der Veranstaltung bilden. Außerdem wird es Workshops zu »Krisenkommunikation im Netz«, »Erfolgreiche Kampagnen im digitalen Netz«, »Strategischer Einsatz in der Behördenkommunikation« und »Technologien für einen erfolgreichen Onlineauftritt« geben.

Raus aus den digitalen Kinderschuhen

»Die Frage ist heute nicht mehr ob, sondern wie Behörden die Möglichkeiten des Internets nutzen«, so Dr. Gottfried Linn von der AIK. Auf dem Weg aus den »digitalen Kinderschuhen« wolle sich die Bundeswehr über aktuelle Trends und Entwicklungen, aber auch über mögliche Schwierigkeiten und Hindernisse in der digitalen Welt austauschen.

Die »Govermedia« im Sommer 2010 war für die Bundeswehr bereits gewinnbringend: Kurz nach dem Kongress nahm sie ihren eigenen YouTube-Videokanal im Internet in Betrieb. Mit den Kurzfilmen »wird den Bürgerinnen und Bürgern ›aus erster Hand‹ ein umfassendes, realistisches und vor allem transparentes Bild über den Alltag der Bundeswehr ermöglicht«, versprach die Bundeswehr damals in einer Pressemitteilung.

Gleichzeitig mit dem Videoportal nahm die Bundeswehr auch ein öffentliches Fotoportal beim Internet-Fotodienst flickr in Betrieb. Die Fotos sind nicht nur für Privatleute: Das Portal bietet »Presse- und Medienvertretern Gelegenheit, auf aktuelles und autorisiertes Bildmaterial der Bundeswehr zuzugreifen«, heißt es.

Online-Spiele sollen Bewerber locken

Bereits seit längerer Zeit ist die Bundeswehr beim Mikroblog-Dienst twitter vertreten – veröffentlicht dort aber nur die Überschriften der auf ihrer offiziellen Webpräsenz bundeswehr.de erschienenen Artikel und verlinkt sie. Das Rückgrat der Bundeswehrwerbung – insbesondere der Nachwuchswerbung – bilden zwei Online-Rekrutierungsportale. Unter www.treff.bundeswehr.de finden junge Leute neben Informationen zum Arbeitgeber Bundeswehr ein reichhaltiges Infotainment-Programm: Online-Spiele, Handy-Logos, Bildschirm-Wallpaper. Außerdem kann man sich über die Website die neuesten Militärposter und die Armee-Jugendzeitung »infopost« bestellen – alles kostenlos. Die bunte Website hatte 2009 monatlich 107 000 Zugriffe und richtet sich an Kinder und Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren.

An junge Erwachsene bis zum Alter von 25 Jahren richtet sich www.bundeswehr-karriere.de vom Personalamt der Bundeswehr. Die Website bietet kein Infotainment, dafür aber umso mehr Informationen über den Soldatenberuf und zur Nachwuchswerbung. 2009 verzeichnete die im Vergleich zur Seite www.treff.bundeswehr.de weniger bunte Website monatlich 155 000 Zugriffe.

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