Bierdeckel aus Heidelberg
Kommentar von Regina Stötzel
Andere, die sich für wichtig halten, schreiben ihre Memoiren. Paul Kirchhof hat ein Bundessteuergesetzbuch geschrieben. Das wird vermutlich kein Bestseller, aber passt gut zur aktuellen Debatte um Steuersenkungen und ermöglicht nun selbst jenen mitzureden, die »kalte Progression« aus dem Werbeprospekt für Gefrierschränke zu kennen meinen. Friedrich Merz (CDU), bekennender Anhänger von Steuererklärungen auf Bierdeckeln, dürfte sich freuen. Eine zweite Befürworterin seines Steuergesetzbuches hat der »Professor aus Heidelberg« (Gerhard Schröder) auch schon gefunden. Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) lobte die »radikale Vereinfachung«, die der Bürger verstehe und »am Ende« auch eine »gerechtere Besteuerung« sei.
25 Prozent Steuern für alle, das versteht »der Bürger«! Ein Satz für alle, egal wie voll das Portmonee ist. Sowas kennt er schon, das ist so ähnlich wie bei der Praxisgebühr. Oder den Zusatzbeiträgen für die Krankenkassen. Ein Bier kostet schließlich auch für alle gleich, inklusive Steuer. Wer mehr Geld hat, bestellt ein großes, wer weniger hat, ein kleines. Trotzdem: ein Bierdeckel pro Bier, egal ob groß oder klein. Und wer nichts bestellt, kriegt weder Bier noch Deckel. Hauptsache einfach – das ist radikal und gerecht. Klar, Mann!
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