Kinder sollen mehr lesen

Bildungsministerium aktualisiert Kooperationsvereinbarung mit dem Bibliotheksverband

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 3 Min.

Bildungsministerium und Bibliotheksverband haben eine Kooperationsvereinbarung zur Stärkung der Lesekompetenz bei Kindern geschlossen. Schulen und öffentliche Bibliotheken sollen zu »strategischen Partnern« werden, sagt Bildungsministerin Martina Münch (SPD). In einem Ländervergleich vor einem Jahr zur Lesefähigkeit von 15-jährigen Schülern habe Brandenburg »relativ schlecht« abgeschnitten, begründet Münch die Initiative.

Ziel müsse es sein, dass Kinder mehr lesen und auch verstehen, was sie da lesen. Eine bereits 2002 geschlossene Vereinbarung zwischen Ministerium und Bibliotheksverband werde daher »den aktuellen Anforderungen angepasst«, erklärt Münch.

Das Konzept solle im kommenden Schuljahr greifen. Es sieht unter anderem Besuche von Klassen in Bibliotheken und das Organisieren von Leseveranstaltungen in Schulen vor.

Ohne die ausgeprägte Fähigkeit des Lesens, »ist es schwer, ein selbstbestimmtes Leben zu führen«, sagt Münch. Vor allem Kinder aus bildungsfernen Haushalten machen um die Bibliotheken eher einen Bogen und werden von den Eltern wenig oder gar nicht dazu angeregt, etwas zu lesen.

»Wenn sie aber in der Klasse die Bibliothek besuchen, dann können wir sie fangen«, glaubt Cornelia Stabrodt vom Bibliotheksverband. Ihr zufolge ändern sich die Anforderungen an moderne Bibliotheken heute »nahezu stündlich«. Derzeit pflegen 96 öffentliche Bibliotheken in Brandenburg zusammen rund 200 Partnerschaften zu Schulen. Insgesamt gibt es im Bundesland 150 öffentliche Bibliotheken. Stabrodt selbst arbeitet in Brandenburg/Havel, wo 70 Prozent der Bibliotheksbesucher Kinder sind. Die heutige Vorstellung vom Kind, das nicht mehr lese, könne sie nicht bestätigen, sagt sie.

Computerspiele lenken zwar vom Lesen ab, andererseits sei die Nutzung des Internets davon abhängig, dass man lesen könne, fügt Ministerin Münch hinzu. Darin liege auch eine Chance. Probleme gebe es weniger in der Grundschule als in der Pubertät. Während in den ersten Schuljahren noch verhältnismäßig viel gelesen werde, seien Halbwüchsige oft mit anderen Dingen beschäftigt. Das könne so weit gehen, dass einmal erworbene Lesefähigkeiten sich zurückbilden oder sogar verloren gehen, weil sie nicht genutzt werden.

Mädchen könne man mit Romanen gewinnen, in denen von Liebe und Herz die Rede sei, Jungen dagegen »interessiert das nicht«, glaubt Münch. Die Jungen wollen aber vielleicht etwas über Vulkane oder Saurier erfahren oder darüber, wie ihr Computer funktioniert.

Von den etwa 750 staatlichen Schulen in Brandenburg verfügen mehr als zwei Drittel über eine eigene Schulbibliothek. Im laufenden Jahr wurde erstmals ein Wettbewerb um die aktivste Schulbibliothek ausgetragen. Gewonnen hat eine Förderschule aus Finsterwalde.

Als besonders attraktiv bewertet die Bildungsministerin »Lesenächte«, in denen Kinder mit Schlafsäcken zur Schule kommen, sich dort bis in die Nacht mit Büchern beschäftigen und im Gebäude übernachten. Auf dem Bildungsserver des Bildungsministeriums finde sich eine »Bücherkiste« – eine Auswahl klassischer Jugendbücher, die empfohlen werde. Hier könnten sich Lehrer angesichts eines übergroßen Angebots orientieren. Sie hoffe, dass die Ferien auch zum Lesen genutzt werden, sagt Münch. Was könne es Schöneres geben an einem grauen Tag, meint sie.

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