Bogen um Potsdam – nicht um alle

Nach monatelangen Protesten korrigiert Flugsicherung Routen für künftigen Hauptstadtflughafen

  • Lesedauer: 2 Min.

Schönefeld (dpa). Nach monatelangen Protesten hat die Deutsche Flugsicherung ihren umstrittenen Flugrouten-Vorschlag für den künftigen Hauptstadtflughafen in wichtigen Punkten korrigiert. Berlin wird demnach von startenden Maschinen weniger häufig überflogen als noch im September geplant, Potsdam ganz gemieden. Jedoch sind nach dem Vorschlag künftig teils ganz andere Brandenburger Gemeinden von Fluglärm betroffen als jahrelang angenommen. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sagte, das Engagement der Bürger habe sich gelohnt. Wowereit sprach von einer »deutlichen Korrektur« und Verbesserung gegenüber den früheren Vorschlägen.

Die Flugsicherung folgt in vielen Punkten der Empfehlung der Fluglärmkommission aus Bürgermeistern, Vertretern der Landesregierungen und der Fluggesellschaften. Sie hatten mit der Flugsicherung Alternativen ausgelotet, während in Berlin und Brandenburg immer wieder Tausende protestierten. Abschließend festgelegt werden die Routen Anfang 2012 durch eine Bundesbehörde.

Die Berliner Verkehrsstaatssekretärin Maria Krautzberger (SPD) sprach von einem für die Bundeshauptstadt »tragfähigen Kompromiss«. Wowereit erklärte in einer Mitteilung: »Das ist ein Erfolg.« Auch die Grünen-Spitzenkandidatin Renate Künast begrüßte die Entscheidung. Es bestehe »endlich Klarheit«. Das gleiche Engagement wie das der Bürger hätte sie sich allerdings von Wowereit gewünscht.

Der Vorschlag der Flugsicherung sieht vor, dass der größte Teil der Maschinen von der Nordbahn südlich an Potsdam vorbei nach Westen fliegt – die Route führt zwischen Michendorf und Beelitz hindurch. Ein kleinerer Teil – durchschnittlich 48 Maschinen pro Tag – soll über die Wannseebrücke nach Norden fliegen dürfen und damit über Berliner Gebiet. Dort fliegen die Jets aber schon in 2400 Metern Höhe. Von der Südbahn führen die Routen in einem Korridor zwischen Ludwigsfelde und Luckenwalde in Richtung Südwesten.

Bei Starts in Richtung Osten lautet der Vorschlag: Die Maschinen starten von der Nordbahn geradeaus über Berlins Südosten hinweg in Richtung Erkner oder über den Müggelsee nach Nordosten. Von der Südbahn soll Zeuthen umflogen werden.

Aufgrund von Sicherheitsbestimmungen dürfen im parallelen Betrieb die Maschinen nicht von beiden Start- und Landebahnen geradeaus fliegen, sondern müssen abdrehen. Jahrelang waren die Menschen in der Region aber von Geradeausstarts ausgegangen. Der Flughafen soll am 3. Juni 2012 in Betrieb gehen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal